Stiefmütterchen oder Veilchen
Garten / Garten im Frühling: Wer im Herbst keine oder zu wenig Zwiebeln gepflanzt hat und im Frühjahr doch etwas Frühling in den Garten zaubern will, für den eignen sich am besten die sogenannten Saisonblüher, die jedes Jahr erneuert werden müssen. Dazu gehören
Beim Einkauf der Pflanzen sollten Sie besonders darauf achten, dass ihr Laub kräftig und grün ist und genügend neue Knospen vorhanden sind. Sie sollten die Pflänzchen unbedingt auch austopfen und schauen, ob die Wurzeln weiß und gesund sind, keinesfalls sollten sie braun oder gar faulig sein.
Egal ob man es Stiefmütterchen, Ackerstiefmütterchen, Wiesenstiefmütterchen, Dreifaltigkeitskraut, Muttergottesschuh, Tagblümchen, Nachtblümchen, Stiefkindle, Fronsamkraut, Jesusblümchen, Freisam, Tagveigerl oder Nachtveigerl nennt. Sie sind kleinbleibende, hübsche Pflanzen, die meistens nur 15 cm Wuchshöhe erreichen, obwohl einige Sorten auch 30 cm hoch werden können und bei uns äußerst beliebt. Als Hundsveilchen (Viola canina) kommt sie bei uns natürlich im Wald und in Wiesen vor. Es ist eine beliebte "Schmetterlingspflanze", denn die Schmetterlinge legen darauf ihre Eier ab.
Häufig sind Veilchen auch als
Ackerunkraut (Viola arvensis und V. tricolor) anzutreffen, das deutlich kleinere Blüten besitzt als etwa die bekannten Schweizer Riesen. Bei den Acker-Stiefmütterchen muß man sich allerdings sehr weit runterbeugen, um die Schönheit der Blüte zu erkennen, die sehr klein ist. Aber es lohnt sich in jedem Fall.
Die Viola-Wittrockiana-Hybriden gibt es in unzähligen Sorten, und jährlich kommen neue dazu. Um ganz sicher zu sein, daß man im nächsten Jahr auch noch was von den bunten Pflänzchen hat, läßt man sie entweder im Frühbeetkasten überwintern oder man deckt sie mit Tannenreisig ab. Sonnig bis leicht beschattet auf einem frischen bis feuchten, lockeren und nährstoffreichen Boden mögen es Stiefmütterchen am liebsten. Wenn man sie in milderen Breiten an ihrem Standort beläßt, statt sie im Mai zu entsorgen, wie das meistens geschieht, blühen sie bis in den Sommer hinein und vermehren sich zudem von selbst. Einige Arten blühen das ganze Jahr über.
Zum Beispiel die bei uns nicht heimischen aber im Fachhandel erhältlichen Hornveilchen, Viola cornuta. Diese frostharte Art aus den Pyrenäen hat stiefmütterchen ähnliche, aber kleinere Blüten, wird ca. 25 cm hoch und gedeiht am besten auf frischen Böden im Randbereich des Staudenbeetes. Sie eignet sich auch hervorragend als Unterpflanzung für größere Pflanzen. Es duftet nur ganz leicht, bietet immergrünes Laub und bringt nach seiner langen Blüte manchmal im Okt./Nov. noch einmal Blüten, wenn man es nach der Blüte zurückschneidet. Außerdem bleiben die Pflanzen dann kompakter und leben länger. Schier unbegrenzt erscheint einem die Farbenvielzahl, die aber immer auf die Grundfarben Weiß, Violett, Gelb und Blau in den unterschiedlichsten Tönen zurückgeht.
Während die meisten Veilchen nicht oder kaum riechen, zeichnet sich das kleine, dunkelviolette Viola odorata weniger durch das Aussehen als vielmehr durch den angenehmen Geruch aus. Der Geruch von Veilchenpastillen kommt nicht von ungefähr. (weitere Pflanzen mit betörendem Duft bei uns hier)
Veilchenblühzeiten
Ende Februar, Anfang März beginnt die ersehnte Veilchenzeit. Nur die wichtigsten Blühzeiten seien hier erwähnt: Das Duftveilchen eröffnet den Reigen. Das Parmaveilchen Viola suavis (Blaues Veilchen - trägt im März und April duftende blaue Blüten mit deutlichem weißem Zentrum) folgt, dann schließen sich das Waldveilchen und das Hainveilchen an, das Pfingstveilchen folgen unmittelbar nach. Von Mai bis August blühen dann Hornveilchen und Labradorveilchen Viola labradorica (sehr genügsames, anspruchsloses Veilchen - versamt sich reichlich am passenden Standort (Halbschatten)) im Sommer und Herbst auch die Stiefmütterchen. Wenn man Glück hat, bringt das Duftveilchen noch eine zweite Blüte im Herbst und beendet den jährlichen Veilchenreigen, bis es als erstes dann wieder im März erscheint.
Gelbschwarz gestreift schauen die mittelgroßen Blütengesichter des Hornveilchens Viola cornuta Twix Tiger Eye aus den Töpfen.
An die Schnurrhaare einer Katze erinnern die Zeichnungen auf den großen Blütenblättern der Verwandten Patiola Violet with Yellow Face und Cats.
Mal glatt, mal gefüllt, mal gekräuselt wie zum Beispiel bei Viola x wittrockiana Orchi Blau-Weiß,- die Bandbreite scheint unerschöpflich.
Romantiker greifen auch hier wieder zu Sorten, die ihren in freier Natur lebenden Urahnen am ähnlichsten sind, denn kleinblütige Hornveilchen blühen unermüdlich bis in den Sommer hinein. Auch sie gibt es längst in vielen Farben.
Hinweis: Die meisten Hornveilchen allerdings überleben unsere Winter nicht. Man kann die Blüten in der Küche, wie das Duftveilchen, als essbare Garnierung verwenden.
Pflege
Wer lange Freude an Stiefmütterchen haben möchte, sollte sie regelmäßig gießen. Der Wasserverbrauch ist zwar recht gering, trotzdem ist es im Interesse eines guten Wachstums und einer hohen Blühwilligkeit zu empfehlen, das Substrat stets leicht feucht zu halten.
Die Hornveilchen bevorzugen volle Sonne. Die andere Veilchen mögen den Halbschatten lieber, vertragen nach Gewöhnung aber auch volle Sonne.
Eine Vermehrung ist durch Samen oder Teilung möglich. Die Anzucht durch Aussaat ist recht einfach zu bewerkstelligen. Der optimale Aussaat-Zeitpunkt ist im Juli. Allerdings blühen die Pflanzen im ersten Jahr entweder gar nicht oder zumindest sehr spät, da Veilchen zweijährige Pflanzen sind.
Warum heißt das Stiefmütterchen Stiefmütterchen?
Der Name Stiefmütterchen wird im Volksglauben folgendermaßen gedeutet: Die fünf bunten Blütenblätter werden von fünf Kelchblätter getragen. Das unterste, große und stark gefärbte Blütenblatt sitzt auf zwei Kelchblättern. Das ist die Stiefmutter. Links und rechts von ihr sitzen ihre zwei buntgefärbten Töchter jeweils auf einem Kelchblatt. Die zwei oberen, meist einfach violettfarbenen Blütenblätter stellen die zwei Stieftöchter dar. Sie müssen sich mit einem Kelchblatt gemeinsam begnügen.
Stiefmütterchen in der Medizin?
Das Stiefmütterchen Viola tricolor war im Mittelalter als eine harn- und schweißtreibende, blutreinigende Heilpflanze bekannt. Die moderne Wissenschaft bestätigt das: die Pflanzen enthalten Saponine, Flavonoide und Salicylsäure-Verbindungen.
Heute wird das Stiefmütterchen vor allem bei Hautkrankheiten angewendet, besonders bei Milchschorf und Ekzemen der Kleinkinder. Man bereitet ihnen die Nahrung einfach mit Stiefmütterchentee zu.
Sehr gut sind auch Stiefmütterchenbäder. Für den Tee nimmt man zwei Teelöffel des Krautes (mitsamt den Blüten) und übergießt es mit einem Viertelliter heißem Wasser, läßt den Tee zehn Minuten ziehen und seiht dann ab. Zur äußerlichen Anwendung tränkt man mit dem Tee eine Mullbinde, die auf die Hautstelle gelegt wird. Oder man schüttet tüchtig Tee in die Badewanne. Aber nicht nur bei kranker, auch bei unreiner Haut läßt sich mit dem Stiefmütterchen helfen. Tupfen Sie die Haut mehrmals täglich mit dem Tee ab! Da kapitulieren auch hartnäckige Hautunreinheiten.
Gesammelt werden die oberirdischen Teile der Pflanze. Sie enthalten verschiedene Stoffe, die auch bei Beschwerden der Luftwege helfen. Das Wilde Stiefmütterchen muss zur Blütezeit von Mai bis Oktober geerntet und dann im Schatten getrocknet werden. Die so präparierten Stiefmütterchen werden als Aufguss gegurgelt. Das löst den Schleim - beispielsweise bei einer Bronchitis. Die Mixtur muss aber auf jeden Fall wieder ausgespuckt werden, sonst kann es zu einer Überdosierung kommen. Um vom leicht bitteren Geschmack abzulenken, darf man ruhig mit einem Löffel Honig nachwürzen.
Als Tee beschränkt sich das Maß auf zwei Tassen täglich. Nicht mehr!, sonst würde unser Magen rebellieren. Der Tee aus Stiefmütterchen soll helfen, das Blut zu reinigen und den Stoffwechsel zu fördern. Außerdem enthalten Stiefmütterchen sekundäre Pflanzenstoffe, die vorbeugend gegen Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Krebs wirken.
Achtung: Die hier angegebenen Anwendungen und Zubereitungen sind nur beispielhaft für die verschiedenen Wirkungsweisen der einzelnen Heilkräuter. Vor jeder Anwendung sollte man auf jeden Fall mit dem Arzt oder Apotheker über die Dosierung etc. reden. Heilkräuter sind Drogen und können auch unerwünschte Nebenwirkungen haben!
Auch ein wenig Mythos umgibt das kleine Pflänzchen. Neben allerlei Heilwirkungen hatte man dem Stiefmütterchen auch eine nicht zu unterschätzende Wirkung bei der Zubereitung von Liebestränken beigemessen. Die Mixtur wurde nur unter Frauen weitergegeben und soll auch hier nicht verraten werden. Nur eins: Die Stiefmütterchen mussten frisch und zu einer ganz bestimmten Tageszeit geerntet werden.
Kann das war sein?
Eine Legende erzählt, daß das Stiefmütterchen einst verlockenden, sinnlichen Duft hatte. Die Menschen, die daran riechen wollten, trampelten dabei das Getreide rund um die Pflanze kaputt. Da bat das Stiefmütterchen Gott, ihm den Duft doch zu nehmen - seitdem duftet es nicht mehr...
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Text: hausbautipps24.de