Der richtige Schnitt
Ziersträucher sollen jedes Jahr wieder reich blühen und immer gepflegt aussehen. Dafür müssen manche ab und zu gestutzt und ausgelichtet werden. Gewusst wie, ist das ganz einfach
Garten / Gartenpflege: Alle Jahre wieder steht im Winter ein heikles Thema auf dem Gartenprogramm: der Schnitt von Ziersträuchern. Bevor Sie zu Schere und Säge greifen, sind einige grundsätzliche Überlegungen dazu hilfreich.
Müssen Gehölze überhaupt geschnitten werden?
In der Natur kommen alle Pflanzen ohne jegliche Schnittmaßnahmen aus. Gartenbäume und –sträucher schneidet man, um ihr Wachstum in Grenzen zu halten, ihre Blühwilligkeit zu fördern und einen lockeren, gleichmäßigen Aufbau der Pflanzen zu erhalten. (Hecken und Formschnitte sind Sonderfälle, die hier nicht berücksichtigt werden. Siehe zu diesem Thema: Zeit die Hecke zu schneiden)
- Der Schnitt ist und bleibt stets ein gravierender Eingriff in die Natur der Pflanze und sollte sich deshalb stets auf das Notwendigste beschränken. Wenn ein Baum oder Strauch in Ihrem Garten ständig gestutzt werden muss, steht er an der falschen Stelle, und Sie sollten ihn besser an einen geeigneteren Platz verpflanzen.
Wo ist ein Schnitt nötig?
Bei einigen Ziersträuchern lässt mit den Jahren die Blütenfülle merklich nach, wenn sie nicht regelmäßig ausgelichtet werden. Sie verwachsen zu einem undurchdringlichen Dickicht, das alles andere als schön anzusehen ist. Die wichtigsten Arten dieser Kategorie finden Sie auf dieser Seite unter dem Punkt „Auslichten“. Warten Sie nicht erst ab, bis der Strauch schon dicht zugewachsen ist. Am besten beginnt man drei bis vier Jahre nach dem Pflanzen damit, die ältesten Triebe herauszuschneiden. Dann hat man auch am wenigsten Arbeit damit, denn es sind immer nur wenige Zweige, die weichen müssen.
Viele sommerblühende Gehölze sehen am schönsten aus und blühen üppig, wenn sie im zeitigen Frühjahr stark zurückgeschnitten werden. Welche das sind, erfahren Sie auf dieser Seite.
- Schauen Sie sich Ihren Strauch genau an, bevor Sie zur Schere greifen. Versuchen Sie seine typischen Wuchseigenschaften zu erkennen. Ist er locker aufgebaut mit überhängenden Zweigen? Oder wächst er eher straff aufrecht? Der Schnitt ist dann richtig ausgeführt, wenn er fast nicht zu sehen ist. Wenn also ein lockerer Strauch locker bleibt, ein straffer seine strenge Form behält.
Wie reagieren Pflanzen auf das Schneiden?
Starker Rückschnitt hat immer starkes Triebwachstum zur Folge und sollte deshalb nur dort angewendet werden, wo dies auch erwünscht ist. Wie bei den niedrigen Sommerblühern oder bei Edelrosen. Kürzt man beispielsweise eine Blutpflaume um die Hälfte ein, muss man sich über viele Wasserschosse im folgenden Jahr nicht wundern. Schwacher Rückschnitt führt zu verhaltenem Neuaustrieb. Deshalb lichtet man Sträucher und Baumkronen, deren Form gerade richtig ist, nur etwas aus.
Wann wird geschnitten?
Meist im Winter, weil die Pflanzen dann kein Laub tragen und ihr Aufbau besser zu sehen ist. Aber der Schnitt im Winter führt immer zu einem kräftigeren Austrieb als der Sommerschnitt. Wo das nicht erwünscht ist, wird besser im Sommer geschnitten.
- Wundverschlussmittel sind nach Meinung vieler Gehölzexperten nicht nötig. Vorsichtshalber kann man größere Schnittflächen im Winter mit einem Wundverschlussmittel verstreichen. Vermeiden Sie durch regelmäßigen, behutsamen Schnitt große Schnittwunden.
- Benutzen Sie nur scharfe und saubere Scheren, Messer und Sägen. Glatte Schnittstellen verheilen besser und bieten kaum Angriffsflächen für Pilzkrankheiten.
Keinen Schnitt ...
... brauchen Gehölze, deren natürliche Wuchsform und Proportionen durch Schneiden zerstört würden. Lediglich abgestorbenes Holz wird entfernt. Dazu gehören: strauchförmige Ahorne, Felsenbirne, Judasbaum, Perückenstrauch, Korkspindel, Zaubernuss, Roseneibisch, Goldregen, Magnolie, ältere Zieräpfel, ältere Zierkirschen, Essigbaum, immergrüne Laubgehölze und Nadelgehölze.
Auslichten
Die meisten Ziersträucher brauchen etwa alle zwei bis drei Jahre einen Auslichtungsschnitt. Dabei werden die ältesten Triebe möglichst dicht über dem Boden herausgeschnitten. Alte Triebe erkennt man in der Regel daran, dass ihre Rinde dunkler und rissiger ist als an den jungen. Außerdem sind sie stärker verzweigt. Das Ausschneiden geht am besten mit einer Astschere. Wenn ein Strauch regelmäßig ausgelichtet wird, behält er lange seine Form, und die Blütenpracht lässt nicht nach.
Bei sich stark verzweigenden Sträuchern, der Weigelie oder dem Pfeifenstrauch zum Beispiel, werden dünne Triebe herausgeschnitten und solche, die kreuz und quer im Strauch wachsen. Dabei kürzt man auch die Seitentriebe ein. Bei wenig verzweigten Gehölzen, zum Beispiel Hartriegel oder Hasel, entfällt diese Arbeit. Auslichtungsschnitt für: Schönfrucht, Scheinquitte, Hartriegel, Hasel, sommergrüne Felsenmispel, Deutzie, Pfaffenhütchen, Ranunkelstrauch, Kolkwitzie, Pfeifenstrauch, Zierjohannisbeere, Schneeball und Weigelie.
Mäßiger Rückschnitt
Hier geht es um größere Ziersträucher, die im Sommer an den Enden der neu ausgetriebenen Zweigen blühen. Sie können relativ weit zurückgeschnitten werden, weil sich gerade dann jedes Jahr reichlich neue Blütentriebe bilden. Beim Schneiden lässt man diesen Sträuchern jedoch ein Astgerüst stehen, auf dem sich der neue Jahrestrieb aufbaut. In der Fachsprache heißt das: Die Triebe werden Jährlich bis auf kurze Zapfen zurückgenommen. Dabei wird nicht bis in das alte Holz geschnitten. Der beste Schnittzeitpunkt dafür ist im zeitigen Frühjahr. Unterbleibt der Schnitt, werden die Blüten mit der Zeit immer kleiner und spärlicher, die Sträucher mitunter unansehnlich. Oft frieren die Triebe im Winter zurück, so dass sie ohnehin im Frühjahr geschnitten werden müssen. Mäßiger Rückschnitt für: Schmetterlingsstrauch, Sommerheide, Rispenhortensie, Lavendel, öfterblühende Strauchrosen, Kletterrosen und Glyzine (nur die langen Triebe).
Starker Rückschnitt
Einige Ziersträucher werden beim Schneiden wie Stauden behandelt: Man schneidet sie eine Handbreit über dem Boden ab. Sie treiben anschließend aus der Basis und dem alten Holz wieder aus. Die Blüten erscheinen im Sommer an den neuen Trieben. Der beste Zeitpunkt für diese Schnittmaßnahme ist das zeitige Frühjahr. Im Winter sehen die Zweige bei Schnee und Eis hübsch aus und schützen außerdem das Herz der Pflanze. Starker Rückschnitt für: Bartblume, Säckelblume, bodendeckendes Johanniskraut, Silberstrauch, Mandelbäumchen, Edelrosen und sommerblühende Spiersträucher.
Aufgepaßt beim Frühjahrsblüher Forsythie
Forsythien werden leider häufig falsch geschnitten. Sie verlieren dann ihre typische, locker aufgebaute Form und werden struppig. Wie alle Frühjahrsblüher blüht sie an Trieben, die in den vorhergehenden Jahren gewachsen sind. Wenn diese jedoch älter als vier Jahre sind, erscheinen kaum noch Blüten. Beim Schnitt kommt es darauf an, die ältesten Triebe zu erkennen und herauszuschneiden. Diese Triebe neigen sich zum Boden und sind stark verzweigt. Die jungen Triebe, die in den folgenden Jahren blühen, wachsen dagegen straff nach oben. Deshalb nur die überhängenden, stark verzweigten Triebe nach der Blüte herausschneiden. Bei zu dicht stehenden Zweigen nimmt man zwischendrin einen heraus, damit sich die anderen besser entwickeln können.
Extra-Tipp: Viele Volkshochschulen und Baumschulen usw. bieten Kurse zum Thema Gehölzschnitt an. Dort wird an konkreten Beispielen die richtige Technik gezeigt.
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Text: Tipps24-Netzwerk - HR