Bluetenrausch des Mohns
Schönheit und Leuchtkraft seiner zarten Blüten können sich selbst mit Rosen messenGarten / Garten im Sommer: Fast 300 Jahre ist es her, da entdeckte der französische Botaniker Pitton de Tournefort auf einer seiner botanischen Forschungsreisen in der Osttürkei unbekannte Mohnpflanzen. Von den Südhängen des Kaukasus leuchteten ihm ihre Blüten als orangerote Tupfer schon von weitem entgegen.
Anders als der heimische Klatschmohn, der sich zwischen Getreide und an Wegen jedes Jahr wieder aussamt, ist der Türkenmohn mehrjährig. Seine fleischigen Pfahlwurzeln bohren sich tief in die Erde. Die einzelnen, zarten Blüten werden auf dünnen, langen Stengeln wie bizarre Sommerhüte getragen. Jeder Windstoß läßt sie erzittern. Ein ganzes Feld davon kann im Wind in eine magische Bewegung geraten. Diese Szenerie haben impressionistische Maler immer wieder auf ihre Gemäldegebannt.
Ab Mai beginnt der Türkenmohn zu blühen. Wie die Faust eines Zauberers enthüllt die kleine Knospe Blatt für Blatt. Paßten die dort wirklich alle rein? Fein wie Seide und leicht angeknittert umringen die Blütenblätter den dunklen Fruchtknoten mit seinen mehr als 20 Staubgefäßen. Die Blüten der türkischen Ursprungsart waren rot oder orange.
Im Juli ist der Blütenrausch auch der späten Sorten vorüber. Die Stengel werden dann entfernt. Die Blätter läßt man abtrocknen und zupft sie später ab. Im Herbst treiben die Pflanzen erneut aus und bedecken über Winter mit ihren Blättern den Boden. Damit nach der Blüte in der Rabatte keine Lücken entstehen, werden Mohnpflanzen mit anderen Stauden gemischt. In England sieht man häufig Schleierkraut (Gypsophila paniculata) dazwischen. Beide Stauden gedeihen am besten auf tiefgründigem Boden in voller Sonne. Das Schleierkraut hat die Blüte noch vor sich und füllt mit seinem buschigen Wuchs schnell die Leerstellen. Auch sonnenliebende Beetstauden wie Rittersporn, Mädchenauge, Sonnenbraut und Astern fügen sich gut in ein Mohnbeet ein. Graulaubige Edelrauten (z.B. Artemisia ludoviciana) verbreiten mit rosafarbenen Mohnsorten wie `Karine` oder `Catharina` eine ruhige, vornehme Atmosphäre.
Teilen oder Verpflanzen läßt sich Mohn am besten in der Ruhezeit nach der Blüte bis zum Austrieb im Herbst. Man holt möglichst viel von der Pfahlwurzel aus dem Boden. Einzelne Wurzelstücke können auch in einen Topf gesetzt und zu neuen Pflanzen herangezogen werden.
Orientalischer Mohn (Papaver orientale)
Die Blüten sind beim Orientalischen Mohn nicht zu übersehen. Sie können, je nach Sorte bis handgroß werden. Das Farbenspektrum reicht von Weiß über alle Schattierungen von Rosa, Orange bis Rot. Verschiedene Sorten haben im Grunde der Blüte dekorative Flecken. Auch gefülltblühende Sorten sind erhältlich. Ein sehr dekoratives Detail ist das Aufspringen der nickenden, borstigen Blütenknospen. Die seidig wirkenden, zerknitterten Blütenblätter stoßen die umhüllenden Kelchblätter beim Öffnen ab und richten ihr schalenförmiges Gesicht der Sonne entgegen. Der Blick ins Innere der Blüte ist überwältigend. Die dunkle (schwarze) Mitte hebt sich eindrucksvoll von der Blütenfarbe ab. Die Blütezeit liegt in den Monaten Mai und Juni. Im Sommer zieht dieser Mohn bereits ein, das heißt, die Blätter dorren ein, ehe im Herbst wieder neue Blätter treiben. Im reizvollen Kontrast zu den zarten Blüten stehen die rauen, dünnen, blattlosen Stängel und die buschigen Blattschöpfe mit ihrem borstigen Laub. Der Orientalische Mohn wird, je nach Sorte 60 bis 120 cm hoch. Er bildet, wie alle Mohns Pfahlwurzeln tief ins Erdreich. Der Wuchs ist horstbildend.
Standort/Verwendung
Der Standort muss zwingend sonnig und warm sein. Der Boden sollte tiefgründig (tiefwachsende Pfahlwurzeln), nährstoffreich und nicht zu nass sein. Schwere, lehmige Böden können mit Sand "mohntauglich" gemacht werden. Das sind die Voraussetzungen für eine ausgesprochene Langlebigkeit. Der Orientalische Mohn eignet sich mit seinen auffälligen Blüten und dem beeindruckenden Habitus ideal für die Staudenrabatte oder als Gehölzvorpflanzung. Die Pflanzen können einzeln oder in kleineren Gruppen im Abstand von 50 bis 80 cm gepflanzt werden. Gute Nachbarspflanzen sind Rosen, insbesondere aus der Gruppe der Englischen und Romantica. Bei den Stauden lassen sich z.B. Rittersporn (Delphinium), Schleierkraut (Gypsophila), Ziergräser, Staudenphlox (Phlox paniculata), Goldrute (Solidago) gut kombinieren. Durch die vielmals leuchtenden und großen Blüten erreicht der Orientalische Mohn eine ausgezeichnete Fernwirkung. Da diese langlebige Staude nach der Blüte vollständig von der Erdoberfläche verschwindet, sollte er eher im Hintergrund gepflanzt werden.Pflege
Stimmt der Standort im Garten, dann ist der Orientalische Mohn sehr langlebig, gesund und pflegeleicht. Er muss, respektive sollte nicht verpflanzt werden. Für eine gelegentliche Kompostgabe im Herbst oder Frühjahr ist er dankbar.Sorten vom Orientalischen Mohn
+ `Aglaja`, Blüte: kräftig, lachsrosa, Höhe: 70 cm, überzeugt durch Standfestigkeit+ `Catharina`, Blüte: kräftig, lachsrosa, Höhe: 80 cm
+ `Graue Witwe`, Blüte: weiß mit lila, Höhe: 70 cm
+ `John |||.`, Blüte: leuchtend rot, Höhe: 60 cm
+ `Karine`, Blüte: hellrosa, Höhe: 60 cm, kleine Blüten mit offener Schalenform
+ `Kleine Tänzerin`, Blüte: lachsrosa, Höhe: 60 cm
+ `Perry´s White`, Blüte: weiß, dunkler Fleck, Höhe: 70 cm
+ `Prinz Eugen`, Blüte: lachsrot, Höhe: 80 cm
+ `Raspberry Queen`, Blüte: himbeerrosa, Höhe: 80 cm
+ `Türkenlouis`, Blüte: leuchtend rot, Höhe: 80 cm
Einjähriger Mohn
Klatschmohn (Papaver rhoeas), Seidenmohn (Papaver rhoeas var. Shirley) und Schlafmohn (Papaver somniferum) werden einmal ausgesät und versamen sich dann von selbst im Garten. Sie sind völlig anspruchslos und gedeihen sogar noch in reinen Sandböden. Der Samen läßt sich selbst ernten, wenn die kleinen Körner im Herbst aus den getrockneten Kapseln geschüttelt werden. Während in England und Holland die vielen schönen Sorten untereinander getauscht werden, darf in Deutschland Schlafmohn, der ursprünglich weiß ist, nur im Garten kultivieren, wer dafür zuvor eine Genehmigung eingeholt hat. Man beantragt sie formlos beim Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte.Einer noch: Himalayamohn (Meconopsis grandis)
Blau wie der Himmel über dem Dach der Welt strahlen die Blüten. In seiner Heimat Nepal wächst er in Mooren und braucht deshalb sauren Boden und die Gesellschaft von Rhododendren, Azaleen und Lavendelheide. Wer die 90 cm hohe Staude selbst anziehen will, kann sie im Juni aussäen. Pflanzen gibt es in sortimentreichen Gärtnereien.
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Text: UE-InRu / hausbautipps24.de