Jasmin ist das strahlende Gelb des Winters
Garten / Pflanzen: Bonn (dpa/tmn) Eigentlich ist es Leichtsinn, was der Winterjasmin veranstaltet: Blüten mitten im Winter - und das über mehrere Monate! Erfolgreich ist er damit trotzdem, und den Gartenbesitzer freut das strahlende Gelb in dunkler Jahreszeit.
Fast unerschöpflich erscheint der Vorrat an Knospen. Sobald der Winter pausiert lässt der Winterjasmin (Jasminum nudiflorum) auch schon die nächsten sechszipfligen Tellerblüten auf feinem Stiel platzen. Der Start der Jasminblüte fällt in den Januar. Spielt das Wetter mit, leuchtet der Strauch auch schon im Dezember gelb. Die letzten Blüten schickt er noch im April ins Rennen.
Der Grund für die lange Blütezeit hängt eng mit dem Winter zusammen. Es wäre viel zu gefährlich, alle Blüten zur gleichen Zeit zu öffnen. Frost könnte sie alle auf einmal zerstören. Daher blüht der Winterjasmin in Etappen. Sobald auf Kälte ein paar Tage Milde folgen, öffnet er so viele Blüten, dass ihr Gelb genügend weit leuchtet, um erste Bienen und Hummeln anzuziehen. Hält die Wärme an, schiebt er die nächste Staffel nach.
Mit dieser Methode ist der Winterjasmin in seiner Heimat China sehr erfolgreich. Kaum eine andere Pflanze macht ihm dort mitten im Winter Konkurrenz. Daher kann er auf starken Duft verzichten, der die anderen Jasmin-Arten, den Echten Jasmin (Jasminum officinale), den Vielblütigen Jasmin (Jasminum polyanthum) oder den Arabischen Jasmin (Jasminum sambac) berühmt gemacht hat. Nur Jasminum mesnyi, der nur wenig später gelb blüht und als Pendant für den Wintergarten gilt, macht es ihm nach. Auch ihm reicht die leuchtende Farbe, um hungrige Insekten anzuziehen. Reicher Samenansatz spiegelt das wider. Da die Exemplare, die in Deutschland wachsen, von nur wenigen Pflanzen abstammen, können sie sich oft nicht befruchten und haben keinen Samenansatz.
Der Verbreitung des Winterjasmins in deutschen Gärten schadet das aber nicht. Er lässt sich sehr gut vegetativ durch Steckhölzer oder Absenker vermehren. Er tut das sogar ohne gärtnerische Nachhilfe, denn überall dort, wo seine langen, schmiegsamen Triebe auf dem Boden liegen, bildet er Wurzeln. Jasmin kommt dabei mit schwach sauren bis stark alkalischen Böden zurecht. Gleichbleibend feuchte, nahrhafte und gut durchlässige Böden sind ihm am liebsten. Aber zur Not wächst er auch auf ärmeren und trockenen Standorten.
Meist darf er seine langen Triebe über Kübelränder herabhängen lassen oder wie ein gelber Wasserfall über Mauern fließen. Hin und wieder wird auch seine Fähigkeit genutzt, sich rasch im Boden zu verankern und zur elastischen Matte zu verweben. Abhänge zum Nachbargarten oder zur Garagenabfahrt lassen sich so befestigen und in ein Wintervergnügen verwandeln. Sogar im Schatten leistet er noch gute Dienste, auch wenn er eigentlich sonnige Standorte bevorzugt.
Genauso zuverlässig strebt er in die Höhe, wenn er nur den richtigen Halt bekommt. Das kann eine Pergola sein, an der er aufgebunden wird, der Sichtschutz an der Terrasse oder ein Spalier am Haus. Drei Meter Höhe schafft er dort. Damit er die richtige Richtung einschlägt, müssen die Triebe zunächst aufgebunden werden. Später schiebt er sich meist ganz von alleine höher, stützt sich auf Zweige, Sprossen und Holme. Nur hin und wieder muss er ein wenig gelenkt und gelegentlich auch zurückgeschnitten werden.
Nach der Blüte verwandelt sich das gerade noch strahlende Gehölz in eine neutrale, dunkelgrüne Matte. An den nackten Zweigen sprießen schlichte dreizählige Blättchen, die den ruhigen Hintergrund zu sommerlichem Blühen liefern. Erst wenn alle Farben vergangen sind, schlägt wieder die Stunde des Jasmins.
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Quelle: Frankfurter Neue Presse
Bild: Nickig/dpa/tmn