Reihenhäuser heute – Chancen und Möglichkeiten
Hausbau / Massivhaus: In den 50er und 60er Jahren waren Reihenhäuser in der Bundesrepublik Deutschland ein probates Mittel, um aus der bestehenden Wohnungsnot eine Tugend zu machen. Dann verschwanden sie mehr und mehr aus dem Fokus der Häuslebauer und feiern jetzt wieder ein tolles Comeback. Die Reihenhäuser sind wieder beliebt geworden, wenn auch die Architektur inzwischen modernere Formen angenommen hat.
Reihenhäuser sind in anderen Ländern, wie Großbritannien, Niederlande oder Belgien viel verbreiteter, als bei uns, was auch an der historischen Entwicklung aus der Zeit der Vorindustrialisierung herrührt. In diesen Ländern befinden sich die Reihenhäuser meist auch im Eigentum der Bewohner.
Das moderne Reihenhaus ist eine Weiterentwicklung des mehrgeschossigen kleinen, aneinandergereihten Wohnhauses auf einem kleinen Grundstück. Gerade in der heutigen Zeit hat das Reihenhaus eine große Anzahl von Vorteilen aufzuweisen und entwickelt sich immer mehr zu einer beliebten und begehrten Wohnform, die auch ein sehr individuelles Wohnen im Rahmen besonderer Konstruktions- und Gestaltungsentwürfe ohne Zugeständnisse an Funktion und Qualität möglich macht.
Heute verfügen Reihenhäuser über eine besonders eindrucksvolle massive Bauweise, gepaart mit einer herausragenden Bauqualität, hohen architektonischen Ansprüchen und sehr effizienten Energiekonzeptionen. Die heutigen Reihenhäuser werden auch Stadthäuser oder Townhouses genannt, die Bauweise ist gegenüber früheren Zeiten wesentlich eleganter mit größeren Wohnflächen und unter Verwendung von sehr viel Glas.
Das Reihenhaus als etwas anderer Haustyp
Formal ist ein Reihenhaus ein Einfamilienhaus, das mit weiteren äußerlich gleichartig gestalteten Häusern eine geschlossene Reihe bildet. Diese Reihe kann unterschiedlich gestaltet werden. Man kennt einzeln versetzte Reihen, die dadurch einen automatischen Sicht- und Sonnenschutz haben, geschlossene Reihen oder in Hausgruppen versetzte Reihen. Eine solche Reihung ist häufig parallel zur Straße angeordnet, kann aber auch im rechten Winkel von der Straße weg zeigen. Voraussetzung für die Bezeichnung als Reihenhaus ist eine Mindestanzahl von drei Häusern, denn wenn nur zwei Häuser aneinandergesetzt werden, nennt man diese Konstruktion Doppelhaus. Die Größe eines Reihenhauses ist nicht definiert und richtet sich nach der Grundstücksgröße und der laut Bebauungsplan zur Verfügung stehenden überbaubaren Fläche. Typisch für das Reihenhaus ist der eigentlich immer vorhandene kleine Garten hinter dem Haus.
Das jeweils erste und letzte Reihenhaus der Hausgruppe liegt an drei Seiten frei. Diese Häuser nennt man dann Reihenendhaus, im Gegensatz zu den an beiden Seiten bebauten Reihenmittelhäusern. Die Reihenendhäuser müssen natürlich, wie ein freistehendes Einfamilienhaus auch, sämtliche baurechtlichen Vorschriften hinsichtlich der Grenzabstände einhalten.
Das Reihenhaus ist eigentlich immer mehrgeschossig konstruiert. Im Vergleich zum klassischen Einfamilienhaus ist das Reihenhaus an der Vorder- und Rückfront schmal, dafür aber von größerer Tiefe und meist auch noch mit einem ausgebauten Dachgeschoss versehen. Diese meist vorgegebene Situation erfordert besondere Ideen des Architekten bei der Raumgestaltung und den Grundrissen des Reihenhauses.
Wie ein modernes Reihenhaus aussehen kann, zeigt das nachstehende Video:
Das Reihenendhaus
Wie oben bereits beschrieben, bezeichnet man die jeweils ersten oder letzten Häuser einer Reihenhauszeile als Reihenendhäuser. Solche Endhäuser sind nicht von zwei Reihenhäusern umschlossen, sondern nur von einem. Auf den anderen drei Seiten des Hauses befindet sich das Grundstück, das nach allen Regeln des Bebauungsplanes und der baurechtlichen Vorschriften bebaut werden darf. Das bedeutet natürlich auch, das die Mindestabstände zur Grundstücksgrenze gewahrt werden müssen.
In der Regel haben Reihenendhäuser im Gegensatz zu den Reihenmittelhäusern auch noch an der nicht bebauten Gebäudeseite ein zum Teil nicht unerhebliches Gartengrundstück. Dieser höhere Grundstücksanteil ist natürlich von Vorteil muss aber auch entsprechend bezahlt werden. Das ist allerdings nicht der einzige Vorteil, der auch die Wohnqualität erhöht, denn das Reihenendhaus verfügt über wesentlich bessere Lichtverhältnisse, da an der nicht bebauten Seite Fenster installiert werden können. Die Arbeit der Grundrissplanung durch den Architekten wird damit natürlich um einige Möglichkeiten verbessert.
Das Reihenendhaus ist fast wie ein normales Einfamilienhaus auf eine gute Wärmedämmung angewiesen. Es ist also von entscheidender Bedeutung, dass das betreffende Reihenendhaus so gut wie möglich gedämmt ist (wesentlich besser als es bei einem Reihenmittelhaus notwendig ist), um auch den Anforderungen der EnEV gerecht zu werden.
Das Reihenmittelhaus
Jedes Haus einer Reihenhausgruppe, das nicht an einem seiner Enden liegt, wird immer von zwei anderen Häusern unmittelbar umgeben und steht immer mit seinen Seitenwänden auf der Grundstücksgrenze. So ein Haus wird daher als ein Reihenmittelhaus bezeichnet.
Logischerweise ist es nicht möglich, in die Seitenwände Fenster einzubauen. Die Seitenwände, die ja Abschlusswände zum Nachbarhaus sind, müssen, um den erforderlichen Brandschutz zu gewährleisten, feuerbeständig sein. Hinsichtlich der Wärmedämmung ist das Reihenmittelhaus im Vorteil, denn nicht nur die schon konstruktiv vorhandene Dämmung durch die angrenzenden Häuser, sondern auch die zusätzliche Dämmung innerhalb der Wände sorgt für eine hohe Energieeffizienz. Je nach Art der gewählten Wärmedämmung beläuft sich der Energiekosten-Vorteil auf etwa 5 bis 10 Prozent gegenüber dem Reihenendhaus. Für viele ist dies ein Grund das Reihenmittelhaus zu wählen. Neben den Vorteilen der Wärmedämmung muss natürlich auch an die Schalldämmung gedacht werden. Wand an Wand mit dem Nachbarn zu leben erfordert eine gute Schallisolierung.
Der Grundriss eines Reihenmittelhauses spielt eine entscheidende Rolle für den Wohnkomfort des Hauses. Es sind daher besondere Anforderungen an das Können des jeweiligen Hausplaners zu stellen, um das Hauptproblem, die geringe Breite, zu kompensieren.
Natürlich ist heute nicht jedes Reihenmittelhaus auch besonders schmal. Es gibt auch großzügigere Varianten. Da muss man als Hauskäufer eines Reihenmittelhauses selbst überlegen, welche Mindestbreite man denn für seinen Wohnkomfort überhaupt benötigt.
Der Preisvorteil des Reihenhauses
Für ein Reihenhaus muss die vorhandene begrenzte Grundstücksfläche optimal ausgenutzt werden. Ein Vorteil beim Reihenhaus ist es, dass sich mehrere Hauskäufer ein (aufgeteiltes) Grundstück quasi teilen. So sparen die Bauherren Kosten für den Grundstückskauf aber auch für die Baustelle an sich, weil natürlich nur eine Baustellenorganisation benötigt wird und nicht mehrere einzelne.
Im Vergleich zu einzelnen Einfamilienhäusern geht man davon aus, dass Reihenhäuser etwa 15 Prozent günstiger zu erwerben sind. Besonders in den Ballungsräumen sind daher die Reihenhäuser eine perfekte Alternative beim Immobilienkauf.
Der Energievorteil des Reihenhauses
Aufgrund ihrer Bauweise müssen Reihenhäuser nicht so intensiv gegen Wärmeverluste isoliert werden, wie ein freistehendes Ein- oder Zweifamilienhaus. Die Wärme kann nur an der Vorder- und Rückseite des Hauses verloren gehen, denn auf der linken und rechten Nachbarseite isoliert man sich gegenseitig. Mit den vorhandenen Baustoffen für die Wärmedämmung und der Anwendung von alternativen Energien (Solarenergie, Wärmepumpen etc.) können Reihenhäuser heute auch als Passivhäuser gebaut werden.
Die Standortvorteile des Reihenhauses
Diejenigen, die sich mit dem Gedanken beschäftigen, ein Haus zu bauen, der findet sein Grundstück häufig in stadtnahen Gebieten. Hier ist inzwischen eine Art Reihenhaus-Kultur entstanden. Man kann einerseits durch die geringe Grundstücksgröße und die weiteren genanten Preisvorteile näher an der Stadt und trotzdem im Grünen wohnen, andererseits ab er auch meist die vorhandenen Verkehrs-Infrastrukturen nutzen.
Quelle: Hausbautipps24 - HR-TA
Foto: Pixabay / CCO Public Domain