Asbestdächer - tickende Zeitbomben
Hausbau / Dach: Auch drei Jahrzehnte nach dem Verbot der Verwendung von Asbest in Deutschland holt nach und nach immer mehr Hausbesitzer die Vergangenheit ein. Hunderttausende Dächer, die bis in die 90er Jahre mit asbesthaltigen Faserzementplatten eingedeckt wurden, stehen mit zunehmendem Alter vor dem Ende ihrer Haltbarkeitsdauer. Saniert werden sollte ein Asbestdach spätestens, wenn durch Verwitterung oder Beschädigungen feinste Asbestfasern in die Atemluft gelangen können.
Verwendungen von Asbest beim Hausbau
Asbest wurde bis in die 1980er Jahre häufig im Hausbau verwendet, vor allem wegen seiner hervorragenden Eigenschaften wie Feuerbeständigkeit, Isolierfähigkeit und Langlebigkeit. Obwohl es heute wegen seiner gesundheitsschädlichen Wirkung verboten ist, kann es in älteren Gebäuden noch immer vorhanden sein. Dabei steht nicht nur das Dach zur Diskussion. Im Hausbau wurde Asbest in vielen Bereichen eingesetzt. Hier ein Überblick:
Dachmaterialien
Asbestzementplatten wurden oft für Dachdeckungen und Fassadenverkleidungen verwendet, da sie wetterbeständig und feuerfest sind.
Asbestdachschindeln sind flache Schindeln, die besonders in den 1950er bis 1970er Jahren beliebt waren und daher häufig auf Asbestdächern zu finden waren..
Isoliermaterial
Asbesthaltige Dämmstoffe wurden zur Wärmedämmung in Dachböden, Wänden und Rohren verwendet und als Brandschutzverkleidungen in Heizungsanlagen, Lüftungsrohren und an Gebäudeträgern.
Bodenbeläge
Vinyl-Asbest-Fliesen enthalten Asbest und wurden oft in Küchen, Bädern und Kellern verlegt.
Als Kleber und Unterlagen benutzte man Klebstoffe und Unterlagen für Bodenbeläge, die ebenfalls asbesthaltig waren.
Wand- und Deckenverkleidungen
Asbestzementplatten wurden oft für Innenwände und Decken verwendet, besonders in feuergefährdeten Bereichen.
Spritzasbest wurde in den 1960er und 1970er Jahren verwendet als feuerhemmende Beschichtung, die auf Stahlträger und Beton aufgetragen wurde.
Rohre und Leitungen
Asbestzementrohre wurden für Wasserleitungen, Abwasserrohre und Abflussrohre eingesetzt. Asbest wurde auch zur Isolierung von Heißwasserleitungen und Heizungsrohren verwendet.
Eternitplatten
Eternitplatten, die vor 1990 produziert wurden, enthalten häufig Asbest, das als Verstärkungsmaterial genutzt wurde. Asbest machte die Platten feuerfest, resistent gegen Chemikalien und sehr langlebig.
Eternitplatten wurden für unterschiedliche Bauelemente wie Fassadenverkleidungen, Balkonverkleidungen, Trennwände und Lüftungsschächte verwendet.
Bis wann wurde Asbestzement beim Hausbau eingesetzt?
Vor allem Häuser, Dächer und Fassaden die vor 1990 gebaut oder eingedeckt wurden, können Asbest enthalten. Fassadenverkleidungen, Dach- und Wellplatten, die zum Teil bis Ende 1991 hergestellt wurden, sind in der Regel durch Asbestfasern verstärkt. Die Platten können als Lagerware aber auch noch nach deren Herstellungsverbot verlegt worden sein. EU-weit wurde Asbest erst 2005 verboten.
Wie erkenne ich, ob Asbestplatten vorhanden sind?
Ein Merkmal für Asbest ist die Faserstruktur. Spezialisierte Fachleute schauen sich die Schnittkanten genauer an, Laien erkennen so gut wie nichts. Als Faustregel gilt: Wer ein Faserzement-Dach aus den Jahren vor 1990 hat kann mit ziemlicher Sicherheit davon ausgehen, dass die Platten asbesthaltig sind. Absolute Sicherheit bringt aber nur eine Asbesttest durch ein Prüflabor. Die Untersuchung kostet im Schnitt ab etwa 60 Euro.
Wie soll ich mit Asbestzement im Haus umgehen?
Notwendig ist die Sanierung asbesthaltiger Baustoffe und Bauteile. Hausbesitzer dürfen sämtliche asbesthaltige Materialien nur von Fachleuten entfernen lassen. Wichtig ist dabei: Es darf nicht gesägt, gebohrt oder gebrochen werden, weil sich besonders dann feine Asbestfasern freisetzen und in die Atemluft gelangen. Das gilt übrigens auch schon für die Reinigung: Nie ein Asbestzementdach mit dem Hochdruckgerät oder anderen Reinigungsgeräten wie Besen oder Bürste säubern - das ist nicht nur strikt verboten, sondern höchst gesundheitsgefährdend sowohl für den Hobby-Handwerker als auch für sein Umfeld. Eine Asbestfaser reicht, um als Spätfolge Asbestose und Krebs auszulösen.
Gesundheitsrisiken durch Asbest
Asbest ist gesundheitsschädlich, wenn seine Fasern freigesetzt und eingeatmet werden. Die Fasern können in die Lunge gelangen und ernste Krankheiten verursachen. Zu diesen Krankheiten gehört die
Asbestose. Das ist eine chronische Lungenkrankheit, bei der die Lunge vernarbt und die Atmung erschwert wird.
Das Einatmen von Asbestfasern erhöht das Risiko, an Lungenkrebs oder einem Mesotheliom, einer aggressiven und seltenen Krebsform, der die Mesothelzellen befällt, zu erkranken
Kosten für die Entsorgung von Asbestdächern
Abriss und Entsorgung von Asbest sind längst nicht so teuer, wie viele Bauherren vermuten. Allerdings muss man das Fachleuten überlassen, die über entsprechende Kompetenz, Schutzausrüstung und zertifizierte Zulassung nach TRGS 519 verfügen. Die Asbestplatten müssen nach Möglichkeit ohne Bruch einzeln und möglichst staubfrei entfernt und beispielsweise in luftdicht verschlossenen Asbest Big-Bags auf entsprechenden Deponien entsorgt werden. Asbest wird dabei als Gefahrstoff behandelt.
Bei einem 150 Quadratmeter großen Dach eines Einfamilienhauses dürften die reinen Entsorgungskosten auf dem Wertstoffhof oder der Deponie je nach Region zwischen 180 und 400 Euro liegen. Die Abrisskosten sind abhängig von Dachform, Plattengröße, Schwierigkeit und Beschaffenheit und liegen in der Regel zwischen 15 und 25 Euro pro Quadratmeter. Übrigens: Auch die Nachfolger der Asbestplatten, die Faserzementplatten, kommen bei einem Abriss nicht in den Bauschutt, sondern werden wie Asbestzement behandelt.
Ist Naturschiefer bei einer Sanierung eine Alternative zu den Asbestdächern?
Viele Asbestplatten aus den 70er und 80er Jahren versuchten, in Form und Farbe das Original zu imitieren und wurden ähnlich verlegt wie Schiefer. Das gepresste Material war damals deutlich günstiger als das Naturprodukt, die Nebenwirkungen dagegen waren teilweise unbekannt. Da bei einer Asbestsanierung häufig die vorhandene, gereinigte Unterkonstruktion erhalten bleiben kann, ist Schiefer eine natürliche wie haltbare Alternative. Deckt man beispielsweise mit anderen Materialien wie Betondachsteinen oder Dachziegeln das Dach neu ein, kann es zusätzlich notwendig werden, die Unterkonstruktion zu entfernen, zu verändern oder zu ergänzen.
Quelle: Rathscheck Schiefer / Tipps24-Netzwerk - HR
Foto: Pixabay / CCO Public Domain