Eigene Kläranlage: Arten, Leistung, Vorschriften und Kosten
Haustechnik / Tipps: Eine eigene Kläranlage ist immer dann in Betracht zu ziehen, wenn der eigene Haushalt nicht an die zentrale Abwasserversorgung angeschlossen werden kann. In Deutschland kommt dies beispielsweise vor, wenn eine einzelne Immobilie, Garten-, Berghütte oder eine kleine Siedlung weit abgelegen errichtet wurde. Für die Verbindung zu einer Zentralentsorgung wären die anfallenden Kosten für Hausbesitzer und Kommunen viel zu hoch. Eine Alternative stellt die Kleinkläranlage dar.
Leistung einer Kleinkläranlage
Eine Kleinkläranlage reinigt häusliches Abwasser, wobei die Kapazität bei bis zu acht Kubikmetern täglich liegt. Das bedeutet: Bei 50 Personen, die eine gemeinsame Kleinkläranlage nutzen, kann jeder einzelne 150 Liter Schmutzwasser pro Tag anfallen lassen. Die Anlagen sind ausschließlich für Abwasser aus dem Haushalt vorgesehen, das aus
1. der Küche,
2. dem Bad,
3. der Toilette und
4. dem Waschhaus/-raum
stammt. Nicht eingeleitet werden dürfen Wasser aus Pools und Tierhaltung, flüssige oder feste Abfälle sowie Niederschlags- und Dränwasser. Gereinigtes Abwasser aus der Kleinkläranlage ist kein Trinkwasser. Jedoch wird im Allgemeinen auch die Qualität desselben aus zentralen Kläranlagen angezweifelt. Untersuchungen haben ergeben, dass noch immer Schadstoffe vorhanden sein können. Empfehlenswert ist daher die Verwendung von Trinkwasserfiltern.
Verschiedene Systeme von Kleinkläranlagen
Es gibt drei unterschiedliche Systeme:
- Belebtschlammverfahren
- Biofilmverfahren
- naturnahe Varianten, darunter die Pflanzenkläranlage
Diese funktionieren jeweils wie folgt:
Belebtschlammverfahren: Hierbei wird das Abwasser mit Luftblasen durchströmt. Infolgedessen können Bakterien, die frei in der Reaktionskammer schwimmen, sozusagen „gut atmen“ und das Wasser verdauen bzw. reinigen. Unter diesen Typ fallen Kleinklärsysteme wie SBR (Sequentiell beschickter Reaktor), MBR (Membranbelegungsanlagen) und Belebungsverfahren.
Biofilmverfahren: Im Gegensatz zum zuvor beschriebenen System werden die Bakterien auf bestimmten Flächen gezüchtet. Dies können Kunststoffgitter oder Röhren sein. Sie verfügen über eine Oberfläche, die für die Ansiedelung und Vermehrung der Bakterien prädestiniert ist. Häufig kommt von unten Luft zum Einsatz. Sie bringt die Zucht in Schwung, wodurch das Abwasser gereinigt wird. Zu diesem Typ zählen Bodenkörperfilteranlagen, Tropfkörper, Rotationstauchkörper, Anlagen mit frei beweglichen Aufwuchskörpern und getauchtes Festbett.
Pflanzenkläranlagen: In diesem Fall wird das Abwasser durch ein Zusammenwirken von Pflanzen in Hydrokultur, Mikroorganismen und Abwasserbestandteilen gereinigt. Zu den einzelnen Arten gehören Pflanzen- und Schilfbeete, Schilfkläranlagen und bepflanzte Bodenfilter.
Welche Kleinkläranlage für wen?
Die einzig richtige Kläranlage gibt es nicht. Bei der Auswahl kommt es unter anderem auf den vorhandenen Platz sowie die Anschaffungs- und Betriebskosten an. Bestenfalls stellt man unter Hinzuziehung der individuellen Ansprüche die einzelnen Systeme einander gegenüber. Auch das Kleinkläranlagen-eBook, das sich kostenlos herunterladen lässt, kann bei der Planung behilflich sein. Die europäischen Normen EN 12566-3 und EN 12566-6 bilden die rechtliche Grundlage für den Bau einer Kleinkläranlage.
Was ist zu beachten, wenn beim Neubau eine Kleinkläranlage benötigt wird?
Wichtig ist zum einen, dass die Kleinkläranlage in der richtigen Größe ausgewählt wird. Grundlage hierfür bildet die Anzahl der Bewohner eines Hauses. Zum anderen stellt sich die Frage, ob der Hausbau beispielsweise in einem Umwelt- oder Wasserschutzgebiet beabsichtigt ist. In diesem Fall gibt es besondere Anforderungen zu berücksichtigen. Sind Trinkwasserbrunnen in der Nähe, sollte aus Sicherheitsgründen ein Abstand von mindestens 50 Metern eingehalten werden. Zu Nachbargebäuden oder -grundstücken ist eine Distanz von zwei Metern erforderlich. Darüber hinaus besteht die Verpflichtung, Probenahmeschächte zu integrieren. Ist beabsichtigt, das Abwasser auf bzw. über ein fremdes Grundstück zu führen, muss eine schriftliche Einverständniserklärung des Eigentümers eingeholt werden.
Wie teuer ist eine Kleinkläranlage?
Bei einer Standard-Kläranlage kann man mit einem Preis zwischen 3.000 und 4.000 Euro rechnen. Grundsätzlich gilt: Nach oben hin ist kaum eine Grenze gesetzt. Letztendlich hängen die Kosten von einer Vielzahl an Faktoren ab. Dazu gehören:
Art des Kläranlagensystems und -behälters
Größe, die sich nach der Anzahl der Personen in einem Haushalt richtet
örtliche Begebenheiten wie Installationsaufwand, Lieferentfernung, Höhe des Grundwasserstands, Bodenart und -verhältnisse
rechtliche Anforderungen, z.B. höhere Reinigungsklasse
eventuelles Zubehör, darunter eine Fernüberwachung
Quelle: Tipps24-Netzwerk - HR
Fotos: Pixabay / CCO Public Domain / MonikaP