Küchenmöbel

Neue Trendfarben für die Küche

Kuechen_Farben - zum vergrössern klicken Ein Interview mit der Farbexpertin Frau Dr. Hildegard Kalthegener

Küchen:  Bei der Entwicklung der drei neuen Keramikfarben Espresso, Ocean und Lemon arbeiteten die Designerin und Dozentin bei NCS (Natural Colour System) Dr. Hildegard Kalthegener und Villeroy & Boch eng zusammen. Im nachfolgenden Interview beantwortet sie einige Fragen zum Thema „Trends und Farben in der Küche“.

Wie arbeiten Sie bei der Entwicklung neuer Farben? Wie ist Ihre Herangehensweise an ein neues Farbthema?

Das ist von Projekt zu Projekt ganz unterschiedlich. Je nachdem, ob es sich um Architektur oder Interieurs, um eine Fliesenkollektion, um eine Farbkollektion für einen Anstrichfarbenhersteller oder eben wie in diesem Fall um farbige Küchenspülen handelt, werden sehr unterschiedliche Kriterien herangezogen. Einerseits werden das Material, der räumliche Zusammenhang und die Lebensdauer des Objektes berücksichtigt, andererseits die Zielgruppe, für die ich plane. In der Ausstellung eines Möbelhauses, das sich an eine junge Käuferschicht richtet, wird es farblich ungezwungener zugehen als in einer hochwertigen Einbauküche im mittleren bis oberen Preissegment, die über Jahre hinweg modernen Ansprüchen auch hinsichtlich der Optik gerecht werden soll.


Grundsätzlich werden immer drei objektivierbare Kriterien von Farbe für Entwürfe bzw. für Farbentscheidungen berücksichtigt, die sich aus der Beantwortung folgender Fragen ergeben:

1.         Welche Farbe soll es eigentlich sein? Blau oder Rot oder Grün oder noch eine ganz andere Farbe?

2.         Wie hell oder dunkel soll die Nuance dieses Farbtons sein, nahe bei Weiß, mittig oder nahe bei Schwarz?

3.         Soll es eine eher neutrale Nuance werden oder soll der hohe Farbanteil die      Blicke auf sich ziehen?

Wie wurden die drei neuen Keramik-Farben entwickelt? Welche Trends in welchen Bereichen wurden dazu beobachtet bzw. aufgegriffen?

Für die drei neuen Farben wurde sehr genau beobachtet, zusammengetragen und analysiert, wie die Innovationen im Bereich der Fronten und Arbeitsplatten verschiedenster Küchenhersteller aussehen. Ein Trend, der sich dabei deutlich herausstellte, ist, dass die Hersteller sehr architektur- bzw. designorientiert arbeiten. Das heißt, sie setzen neue Materialien wie Glas oder Beton für Arbeitsplatten ein und legen gleichzeitig großen Wert auf edle Hölzer mit schönen Strukturen. Dazu mussten die neuen Farben auf jeden Fall passen. Ebenso wichtig war allerdings, dass die neue Farbpalette insgesamt stimmig und harmonisch ist, innovativ auf der einen Seite, längerfristig beständig andererseits und von einer hohen Wertigkeit im Ausdruck. Von der Gewichtung her wurden die Farben so gewählt, dass Ocean und Espresso durch vornehme Zurückhaltung überzeugen und der frische Lemonfarbton gut zu den vielen Fronten im Gelbgrünbereich passt.

Welche Farbinszenierungen sind mit den neuen Farben möglich? Welche Materialkombinationen sind denkbar?


Ein Trend, den ich sowohl auf der Kölner Möbelmesse wie auf der Heimtex in Frankfurt beobachten konnte, geht dahin, dass der Verbraucher die Angst vor dunklen Farben verliert. Es gab viel Schwarz-Weiß mit allen Graunuancen dazwischen, gern kombiniert mit Limonengrün, und auch viel Dunkelbraun. Nach Jahrzehnten mit lauter „blonden Hölzern“ wie Buche, Birke und Ahorn sind nun auch Eiche und dunkler Nussbaum, Palisander, Merbaum und viele weitere dunkle Hölzer die neuen Stars. Zu dunklem Parkett werden gern helle, beispielsweise hochglänzend weiße Küchenfronten mit einer schönen Holzstruktur auf der Arbeitsplatte kombiniert. Zu warmen Holztönen bildet der neue Farbton Ocean einen schönen Kontrast. Ocean liegt nahe bei Stahl, ist aber nicht so kalt und bildet mit einer ganz speziellen farblichen Differenzierung eine harmonische Ergänzung zum Holz.

Zu den „unbunten Farben“, wie der Fachmann sie nennt, sei es zu Schiefer, Granit, Beton oder zu Arbeitsplatten mit einer steinernen Optik empfehle ich gern Lemon. Gelbgrün ist aber unter anderem auch schick zu einer dunkelbraunen Nussbaum- oder Markassar-Optik im Bereich der Arbeitsplatte.

Und last, but not least, gibt es viele Möglichkeiten, Espresso einzusetzen, von urban elegant mit satiniertem Glas, Alu und Chrom bis hin zur gemütlichen Landhausküche mit cremefarbener Kassettenfront. Eine Keramikspüle in Espresso ist eine warme Alternative zu kühlem Edelstahl. Hinzu kommt, das Espresso mit der glänzenden Oberfläche auch sehr gut zu den aktuellen Hochglanzfronten passt.


Welche Wirkung haben Farben insbesondere in der Küche als Lebens- und Funktionsraum? Gibt es spezielle emotionale Momente? Lassen sich auch funktionale Komponenten in der Küche mit Farben gestalten?

Emotionale Momente müssen genauso berücksichtigt werden wie funktionale Ansprüche im Hinblick auf die Arbeitsabläufe. Viele Kaufentscheidungen werden nicht ausschließlich rational getroffen, sondern sind durch ein Bauchgefühl beeinflusst. Farbe spielt dabei eine ganz maßgebliche Rolle, da sie sehr unmittelbar wahrgenommen wird und manchmal über Ablehnung oder Akzeptanz ganzer Fassaden, Foyers, Interieurs oder eben über die Anmutungsqualität einer Küche entscheidet. Küche und Wohnraum rücken immer enger zusammen, da muss eine Küche mehr als „nur funktionieren“. 

Gibt es Aussagen zum Thema Farbe und Hygiene?


Die klassische Farbenpsychologie hat herausgefunden, dass noch hygienischer als Weiß ein helles Türkis wahrgenommen wird. Das heißt aber keineswegs, dass Türkis eine gute „Küchenfarbe“ sein muss, obwohl der Eindruck von Sauberkeit hier natürlich wichtig ist. Helles Türkis ist gleichzeitig auch sehr kühl, wäre zu dominant und würde vielen Kunden für große Flächen zu ungemütlich erscheinen.

Nehmen Sie bei der Findung von Keramik-Farben Bezug zu Geschirr-Kollektionen, die zurzeit aktuell sind?


Eigentlich eher nicht. Man wird das langlebige Produkt Küchenspüle, das man nicht schnell umdekorieren oder austauschen kann, mehr nach der übrigen Einrichtung ausrichten. Tafelgeschirr ist mobil und wird je nach Anlass eingesetzt. Und dennoch, wenn hier Trends sich langfristig über Jahre hinweg manifestieren, wird auch dies eines von sehr vielen komplexen Kriterien sein, die zusammen die Farbentscheidung beeinflussen können.

Quelle: villeroy-boch.com

 

Kaeuferportal