Das Multitalent Sicherheitsglas und sein Einsatz beim Hausbau

Flachglas FibelHausbau / Fenster:  Laut aktuellen Schätzungen verletzen sich mehr als 2,7 Millionen Menschen pro Jahr in deutschen Haushalten. Sind scharfe Glaskanten beteiligt, kann daraus schnell ein Fall für den Notarzt werden. Um dieses Risiko zu minimieren, sollten sich Haus- und Wohnungsbesitzer des Themas „Sicherheitsglas“ annehmen. Denn während Sicherheitsverglasungen in neuralgischen Bereichen öffentlicher Bauten schon lange vorgeschrieben sind, gehen Hauseigentümer oft sehr stiefmütterlich mit dem Thema um.

 

Sicherheitsglas gibt es in den unterschiedlichsten Ausführungen. Dabei spielen zwei Hauptprodukte die erste Geige in Sachen Unfallschutz. Einscheibensicherheitsglas (ESG) zerbröselt bei entsprechender Krafteinwirkung – ein großer Vorteil vor allem beim Schutz vor Unfällen – und Verbundsicherheitsglas (VSG) hält die verglaste Öffnung auch im Schadensfall verschlossen und ist daher sowohl für den Unfallschutz als auch für den immer wichtiger werdenden Einbruchschutz bestens geeignet.

ESG oder VSG – was macht wo Sinn?

Einscheiben-Sicherheitsglas ist sehr widerstandsfähig gegen stumpfe Schlageinwirkungen und hält auch hohe Temperaturschwankungen innerhalb des Glases gut aus. Das liegt daran, dass das Glas bei seiner Herstellung auf mehr als 600 Grad erhitzt und direkt danach rasch wieder abgekühlt wird. Dadurch entstehen eine Druck- und eine Zugspannung, die sich im Gleichgewicht befinden. Wird die Oberfläche des Glases beschädigt, wird dieses Gleichgewicht aufgehoben.

Als Ergebnis dieses Vorgangs zerbröselt es bei hoher Gewalteinwirkung in kleinste Einzelteile, die keine scharfen Kanten aufweisen. Bekannt ist das Bruchbild von ESG durch dessen Einsatz als Seitenscheiben von Automobilen. Für konstruktive Anwendungen, die mit einer Verschraubung des Glases bzw. Befestigung des Glases über entsprechende Bohrungen einhergehen, wird ESG wegen seiner erhöhten Biege-Zug-Festigkeit eingesetzt. Dazu zählen Glastüren oder Verglasungen von Duschen.

Im Bereich des Einbruchschutzes wird ESG als Alarmglas eingesetzt, weil bei dessen Bruch eine aufgedruckte Strom leitende Schleife sicher durchtrennt wird und dadurch einer angeschlossenen Alarmanlage den Glasbruch signalisiert.

Verbundsicherheitsglas VSG

VSG hingegen hält dank seiner mindestens zwei Glasscheiben, die mit einer zäh-elastischen, hoch widerstandsfähigen Spezialfolie miteinander verbunden sind, auch größere Gewalt aus. Bei einer Beschädigung bleiben die Glassplitter an der Folie haften, wodurch die Gefahr von Verletzungen minimiert wird. Dank dieser stabilen Folie besitzt VSG auch nach erheblicher Gewalteinwirkung noch eine hohe Resttragfähigkeit. Damit eignet es sich perfekt zur Verhinderung von Abstürzen aus höheren Stockwerken.

Balkontüren, Geländer, Umwehrungen, bodentiefe Fenster und Fenster mit Unterlicht sind nur einige seiner Einsatzmöglichkeiten. Erwähnenswert sind in diesem Zusammenhang auch Lichtausschnitte von Innentüren. Leider werden in der Regel Scheiben aus herkömmlichem Floatglas eingesetzt. Diese können bei einem Unfall – zum Beispiel wenn spielende Kinder hinein stolpern – gefährliche Scherben und Schnittkanten bilden. ESG und VSG können hier auf jeden Fall Leben retten. Nicht umsonst sei VSG in Kindergärten seit vielen Jahren vorgeschrieben – und zwar sowohl im Innen- als auch im Außenbereich.

Zusätzliche aktive Sicherheit verspricht VSG im Rahmen des Einbruchschutzes. Los geht es mit den Sicherheitsklassen P1A bis P5A, die als „Durchwurf hemmend“ bezeichnet werden. „Durchbruch hemmend“ sind die stärkeren Klassen P6B bis P8B. Für einen wirksamen Einbruchschutz im Privatbereich sind die Sicherheitsklassen ab P5A die richtige Wahl. Sie halten den Einbrecher lange genug auf, um ihn zu entmutigen und ihn dazu zu bringen, den vorzeitigen Rückzug anzutreten.

Mehr zum Thema Glas finden Sie im Internet beim Bundesverband Flachglas e.V.

Quelle: Bundesverband Flachglas e.V.