Achten Sie auf das Zertifikat, damit Ihr Passivhaus keine Mogelpackung ist
Hausbau / Massivhaus: Grundsätzlich kann jeder Bauunternehmer behaupten, dass ein von ihm errichtetes Haus ein Passivhaus ist. Einen Nachweis darüber muss er nicht erbringen, wenn der Hauskäufer nicht darauf besteht. Hier setzt das Energie- und Umweltzentrum Allgäu (eza!) an. Die Experten des Unternehmens haben ein Zertifizierungsverfahren entwickelt, das auf der Basis der strengen Vorgaben des Passivhaus-Institutes Darmstadt beruht. Ein Passivhaus, das vom Energie- und Umweltzentrum Allgäu zertifiziert wird, ist tatsächlich ein Passivhaus. Hausbauer und Hauskäufer sollten also immer darauf achten, dass das erworbene Passivhaus auch von einem renommierten Institut zertifiziert ist, auch wenn die Zertifizierung Kosten von über 1.000 € erfordert.
Damit Passivhaus drin ist, wo Passivhaus drauf steht
Nicht überall, wo Passivhaus drauf steht, ist auch Passivhaus drin. Um sicher zu gehen, lassen immer mehr Häuslerbauer ihre Neubauten von unabhängiger Seite auf ihre hohe Energieeffizienz hin untersuchen. Jetzt hat das Energie- und Umweltzentrum Allgäu (eza!) gleich fünf Zertifikate „qualitätsgeprüftes Passivhaus“ auf einmal ausgestellt. Eza-Geschäftsführer Martin Sambale übergab die Zertifikate stellvertretend an das Büro Herz & Lang, das alle fünf Objekte geplant hat.
Ein Passivhaus ist nur mit einer Zertifizierung wirklich ein Passivhaus!
Damit der Heizwärmebedarf tatsächlich unter 15 Kilowattstunden pro Quadratmeter im Jahr liegt, das ist das Kriterium für ein Passivhaus und entspricht umgerechnet 1,5 Litern Heizöl pro Quadratmeter, sei eine genaue Planung und ebenso sorgfältige Ausführung notwendig, betont Sambale. Stimme das Gesamtkonzept sowie die Qualität der einzelnen Komponenten, sei es in einem Passivhaus auch im Winter bei Temperaturen weit unter dem Gefrierpunkt angenehm warm. „Aber der Markt ist inzwischen unüberschaubar“, so der eza!-Geschäftsführer. „Ich habe ein Passivhaus gebaut, kann im Prinzip jeder behaupten.“ Ziel müsse es deshalb sein, qualitätssichernde Maßnahmen einzuführen. Und genau das werde mit der Passivhaus-Zertifizierung erreicht. „In zertifizierten Häusern gibt es keine Probleme“, stellt Sambale fest.
Zur Überprüfung des Passivhauses gehört unbedingt auch der Blower-Door-Test
Seit zwei Jahren bietet die eza! die Zertifizierung nach den strengen Vorgaben des renommierten Passivhaus-Institutes Darmstadt an. Voraussetzung für die Prüfung eines Objektes ist das Vorliegen detaillierter Planungsgrundlagen, auf die zum Bedauern vieler Experten aus Kostengründen nicht selten verzichtet wird. Auf der Grundlage des Vier-Augen-Prinzips und eines Rechenmodells untersuchen die Fachleute, welche Komponenten und Geräte beim Hausbau eingesetzt werden und ob die Gebäudehülle und die eingesetzte Technik den hohen Qualitätsmaßstäben, die ein Passivhaus erfüllen muss, entspricht. Zudem wird noch der so genannte Blower-Door-Test durchgeführt. Damit lässt sich feststellen, ob die Gebäudehülle tatsächlich luftdicht ist, die Grundvoraussetzung für die Funktionsweise eines jeden Passivhauses.
Die Zertifizierung des Passivhauses muss zum Standard werden
Das Planungsbüro Herz & Lang in Weitnau stellt sich seit mehreren Jahren schon den strengen Richtlinien des Darmstädter Passivhaus-Institutes. „Bei uns ist die Zertifizierung zum Standard geworden“, erklärt Dieter Herz. Er empfiehlt Bauherren dringend, keinesfalls auf eine exakte Planung zu verzichten, und auch die circa 1200 Euro, die die Zertifizierung kostet, zu investieren. „Angesichts der zugesicherten Qualität und der dauerhaft geringen Unterhaltskosten bewerten die Banken die Finanzierung zertifizierter Objekte positiver, was sich in günstigeren Kreditkonditionen niederschlägt“, erklärt Herz, der mit seinem Partner Florian Lang bereits 60 Passivhäuser geplant hat und derzeit mehrere Großprojekte mit insgesamt mehr als 600 Wohneinheiten in Tirol betreut.
Florian Lang weist auf die steigende Bedeutung des Passivhaus-Standards in der heutigen Zeit hin. „Es ist die einzige Bauweise mit Zukunft“, so Langs Einschätzung. Wer nicht schon in zehn oder zwanzig Jahren nachrüsten und sanieren wolle, der müsse jetzt schon ein Passivhaus bauen.
Das Passivhaus muss auch noch in 30 oder 40 Jahren einem ökonomisch und ökologisch sinnvollen Gebäudekonzept entsprechen
Ein Argument, das auch den Verantwortlichen der Solux GmbH in Kempten beim Bau ihres neuen Firmengebäudes sehr wichtig war. Als sich die Spezialisten für Solarstrom, Luft- und Wärmetechnik sowie Naturbaustoffe Gedanken über die Bauplanung für den Neubau machten, war von Anfang an klar, dass der Solux-Neubau zukunftsweisend sein sollte. „Wir bauen ja nicht für die nächsten fünf oder zehn Jahre“, erklärt Michael Stamm, einer der beiden Geschäftsführer, der mit seinem Partner Josef Rist von Martin Sambale das Passivhaus-Zertifikat in Empfang nahm. „Das Gebäude muss auch noch in 30 oder 40 Jahren einem ökonomisch und ökologisch sinnvollen Gebäudekonzept entsprechen.“ Die Gesamtplanung übernahm auch hier das Büro Herz & Lang und legte wie bei allen anderen Objekten großen Wert darauf, möglichst günstige, aber qualitativ dennoch sehr hochwertige Lösungen zu finden.
Beim Solux-Gebäude handelt sich übrigens um Bayerns erstes Gewerbepassivhaus mit Stromüberschuss. Die Solarstromanlage auf dem Dach deckt nicht nur den gesamten Energiebedarf für den Büro- und Ladenbetrieb ab, sondern erzeugt nochmals die gleiche Menge an Strom, die ins öffentliche Netz eingespeist wird.
Haubautipps24 Tipp:
Mit der Entscheidung für ein Massivhaus ist erst ein Teil der Vorbereitung und Planung für den Hausbau erfolgt. Der wichtigste Teil ist das Haus selbst und ohne einen Hausbaukatalog zur umfassenden Information sollte kein Bauherr in Planungen oder gar Verhandlungen mit Baufirmen gehen. Wie für den Börsianer die Wirtschaftszeitung ist also ein Hauskatalog Pflichtlektüre für den Bauherrn!
Foto: Jensen media
Text: pressrelations / Ingenieurbüro Herz und Lang