Klimaschutz mit treibhausgasreduziertem Heizöl – Ist das möglich?
Ökologisches bauen / Klimaschutz: Ölheizungen können beim Klimaschutz und bei der Energiewende eine wichtige Rolle spielen. Die Heizungsmodernisierung mit Brennwerttechnik kann nach Angaben des Instituts für Wärme und Oeltechnik e.V. (IWO) für eine erhebliche Treibhausgasminderung sorgen. Zugleich sind Öl-Brennwertheizungen ideale Partner für erneuerbare Energien und damit gut für die Zukunft gerüstet: Hybridheizungen, die verschiedene Wärmequellen einbinden, sorgen für zusätzlichen Klimaschutz. Aber auch der Brennstoff selbst wird zunehmend "grüner".
Verbindung von Strom und Wärme
Im nordhessischen Wolfhagen wurde ein 25 Jahre altes Einfamilienhaus mit modernster Gebäude- und Heiztechnik in ein bislang einmaliges Innovationshaus umgewandelt. Es ist ein Beispiel für zukunftsweisende Energieversorgung. Herzstück ist die intelligente Verbindung von Strom- und Wärmeversorgung. Die Stromversorgung erfolgt dank eines Solar- und Windparks bereits heute überwiegend auf erneuerbare Weise. Das wetterabhängige Öko-Stromangebot und die Nachfrage durch die Haushalte stimmen allerdings nicht immer überein. Die Lösung: Wird gerade sehr viel Öko-Strom produziert, kann dieser sowohl zur Strom- als auch zur Wärmeversorgung aufgenommen und gespeichert werden. Steht nicht ausreichend Öko-Strom zur Verfügung, wird die Wärmeversorgung durch ein Öl-Brennwertgerät gesichert.
Technologiemix statt Komplett-Verstromung
In dem Einfamilienhaus werden eine Luft-Wasser-Wärmepumpe und ein Öl-Brennwertmodul kombiniert, zusätzlich wurde eine Photovoltaik-Anlage installiert. Der dort produzierte Strom kann direkt für den Verbrauch im Haushalt, zum Betrieb der Hybridheizung oder zur Einspeisung ins öffentliche Netz genutzt werden. Stromüberschüsse können in der hauseigenen Batterie gespeichert werden. "Im Rahmen der Heizungserneuerung wollten wir unseren Energieverbrauch deutlich senken, überwiegend erneuerbare Energien einbinden und die fossilen Brennstoffe reduzieren, sie aber auch weiterhin nutzen können", so der Hauseigentümer.
Das Heizöl wird "grüner"
Im Innovationshaus wird ein treibhausgasreduziertes Heizöl eingesetzt. Dieser flüssige Energieträger ist dem klassischen Heizöl zu rund einem Drittel beigemischt. Er wird vorwiegend aus biologischen Reststoffen wie etwa Altspeisefetten gewonnen und steht damit nicht in Konkurrenz zur Nahrungsmittelproduktion. Fazit des IWO-Experten Adrian Willig: "Das Innovationshaus zeigt, wie sich die Energiewende in ländlichen Regionen innovativ und technologieoffen gestalten lässt." Es zeige zudem das Zukunftspotenzial der rund 5,6 Millionen mit Heizöl beheizten Gebäude hierzulande auf.
Sektorenkopplung
Im Rahmen der sogenannten Sektorenkopplung, auch Power-to-Heat genannt, ist technisch die Einbindung von erneuerbar erzeugtem Strom in die Wärmeversorgung möglich. Hybridheizungen, die Strom oder Heizöl zur Wärmeerzeugung nutzen, können ihre Stromnachfrage optimal und vollautomatisch an die jeweiligen Verhältnisse im Strommarkt anpassen. Der besondere Vorteil von solchen Ölheizungen liegt darin, dass sie keine zusätzlichen Reservekraftwerkskapazitäten benötigen, die mit großem Kostenaufwand bereitgehalten werden müssten. Heizöl ist dank bereits vorhandener Tankanlagen stets verfügbar. So können problemlos auch mehrtägige Phasen mit geringer Stromerzeugung aus Windkraft- und Photovoltaik-Anlagen überbrückt werden.
Quelle & Foto: IWO Institut für Wärme und Oeltechnik e.V., Hamburg