Strauchpfingstrosen
Garten / Pflanzen: Strauchpfingstrosen / Strauchpäonien (Paeonia Rockii-Hybriden) stammen ursprünglich aus den zentralen und nordwestlichen Gebirgen Chinas und den Hochflächen Tibets und werden dort seit über 2000 Jahren gärtnerisch kultiviert. Sie wurden früher wie heute sehr verehrt und gelten als Königin der Blumen.
Auch die medizinischen Wirkungen der Strauchpfingstrose werden hoch geschätzt. ‘Feng Dan Bai‘, eine Sorte von Paeonia ostii, wird bis in diese Tage felderweise angebaut, um aus der Rinde der getrockneten Wurzeln die blutstillende und Blutkreislauf anregende Droge „Dan Pi“ zu gewinnen.
Je nach Herkunft der Strauch- Päonie unterscheidet man heute verschiedene Kultivargruppen. In den deutschsprachigen Ländern versteht man unter Pfingstrose im Allgemeinen Staudenpäonien wie die bekannte Bauern-Pfingstrose (Paeonia officinalis und ihre Hybriden). Daneben erfreuen wir uns auch an einer Vielzahl von Edel-Pfingstrosen, die auf die China- Pfingstrose (Paeonia lactiflora) zurückgeht. Von ihnen gibt es heute eine Fülle von Sorten in weißen, rosafarbenen und roten Tönen.
Strauch-Päonien (Paeonia x suffruticosa) sind nahe Verwandte, bei uns jedoch meist weniger bekannt. Im Gegensatz zu den Staudenpäonien verholzen die Triebe und wachsen zu einem stattlichen Strauch von bis zu 1,70 m heran.
Die bei uns in Europa bekanntere Gruppe der Zhong „Yuan mudan“-Kultivare stammt aus den zentralen Provinzen Shandong und Henan. Sie sind viele Jahrhunderte züchterisch bearbeitet worden und entsprechen dem chinesischen
Ideal stark gefüllter Blüten und werden in den Farben Weiß, Gelb, Rosa, Violett, Dunkelrot oder auch mehrfarbig angeboten. Pfingstrosen sind meist farbsortiert, ohne Sortennamen und werden alljährlich im Frühjahr in Baumärkten und Gartencentern angeboten.
Strauch-Päonien (Paeonia Rockii-Hybriden) Die zweite weitgehend unbekannte Gruppe der Strauchpfingstrosen zählt man zu den „Gansu mudan“-Kultivaren. Sie stammen vor allem aus den nordwestlichen Provinzen Gansu, Shanxi und Hubei. Das Klima ist dort viel rauer mit kalten Wintern und Temperaturen bis zu –30 °C sowie heißen trockenen Sommern. Sie zählen zu den schönsten Päonienarten überhaupt und sind für unser mitteleuropäisches Klima am besten geeignet.
Diese Kultivare gehen vor allem auf Paeonia rockii zurück. Auffallend an dieser Art sind die etwa 20 cm großen weißen Blüten mit den typischen auberginefarbenen, magischen Flecken am Blütenboden (Basalflecken). Pflanzen dieser Gruppe wachsen höher und breiter, sind sehr widerstandsfähig gegen Kälte und Trockenheit, weniger krankheitsanfällig und erfreuen uns obendrein noch mit einem sehr angenehmen Duft.
Aus der Provinz Gansu kommen inzwischen unzählige farblich unterschiedliche Sorten. Die Farben reichen vom schwachen Rosa über Hell- und Dunkelviolett bis hin zu fast scharlachroten Tönen, wobei der arttypisch dunkle Basalfleck stets erhalten bleibt. Da die Provinz Gansu an der ehemaligen Seidenstraße liegt, gelangte diese Wildform durch Händler und Bauern in deren Gärten. Zusammen mit den bis dahin bekannten Päonien entstanden neue Kultivare, in die die rote Farbe und gefüllte Formen des P. x suffruticosa- Typs eingekreuzt wurden.
Der botanische Name P. rockii geht auf den österreichischen Botaniker und Ethnologen Joseph Rock zurück, der diese hübsche Art im Jahre 1926 im Lama-Kloster Chonie (Gansu) entdeckte und Samen sowohl nach den USA als auch nach Europa schickte. Rockii-Hybriden werden erst in den letzten Jahren als solche angeboten. Aufgrund ihrer vielen Vorteile gegenüber den eher bekannten P. x suffruticosa wächst die Nachfrage. Da in China andere Ansichten zum Thema "Sortenreinheit" herrschen, werden entweder Veredlungen oder Sämlinge als Namenssorten angeboten. Die chinesische Praxis ist es, Rockii- Hybriden in großer Menge auszusäen und nach der ersten Blüte (etwa 4–5 Jahre) die Pflanzen zu den einzelnen Namenssorten einzuordnen. Bei dieser Praxis kann es natürlich zu leichten Farbnuancen kommen, was bei Veredlungen naturgemäß nicht der Fall ist.
Einige schön klingende Namen für Sie. ‘Jiao Rong’, ‘Hong Xia Ying Zue’, ‘Long Yuan Hong’, ‘Bing Shan Cang Yu’.
Pflanzung, Pflege, Krankheit
Die beste Pflanzzeit ist der Frühherbst. Sämlinge oder Veredlungen werden in der Regel Ende September/Anfang Oktober wurzelnackt verschickt. Pfingstrosen können bis in den Dezember hinein (ähnlich wie Rosen) gesetzt werden, solange der Boden frostfrei ist. Ab dem Frühjahr erhält man die Pflanzen nur noch in 5L bis 7L Pflanzcontainern. Mit dem Einpflanzen dieser Ware wartet man am besten bis zum nächsten Herbst, da die vielen feinen, neu gebildeten Faserwurzeln beim Verpflanzen leicht abbrechen würden.Sämlingspflanzen sind bereits sehr kräftige Pfingstrosen, die mühelos anwachsen. Nach etwa zwei bis drei Jahren stehen sie bereits wieder in voller Blütenpracht.
Veredlungen (meist 2- bis 3-Jährige) sind erheblich kleiner. Man erkennt deutlich die dicke, möhrenartige Wurzel der Veredlungsunterlage (P. lactiflora) und den dünneren veredelten Reis.
Damit Sie Freude an Ihrer Strauchpfingstrose haben, ist bei Veredlungen richtiges Pflanzen angesagt. Die Veredlungsstelle muss mindestens 10 cm tief unter die Erde, damit das Reis die Möglichkeit hat, eigene Wurzeln zu bilden. Sind am Reis bereits genügend eigene Wurzeln, kann die Ammenwurzel auch abgeschnitten werden.
Paeonia Rockii-Hybriden brauchen genügend Platz zum Entfalten. Ein sonniger Solitärstandort wäre ideal. Staunässe ist absolut zu vermeiden. Jährliche Kompostgaben sind von Vorteil. Wo schon einmal Päonien standen, sollte man keine neuen an die gleiche Stelle pflanzen.
Der schlimmste Feind der Päonien ist der Päonien-Grauschimmel (Botrytis paeoniae). Bei feuchtwarmem Wetter kann dieser Pilz die jungen Triebe im Frühjahr zum Welken bringen. Befallene Triebe sollten bis tief ins gesunde Holz zurückgeschnitten und verbrannt werden. Es sind aber auch Präparate gegen den Pilz im Handel.
Strauchpfingstrosen lassen sich auch bei Bedarf sehr gut zurückschneiden. Sie treiben dann umso kräftiger wieder aus und erfreuen uns durch reichen Blütenflor im Mai.
Rockii-Hybriden sind sehr pflegeleicht. Wo sie einmal stehen und ihnen der Platz zusagt, sollten sie stehen bleiben dürfen, da die Sträucher sehr alt werden können.
Blütezeit der Strauchpfingstrosen
Es gibt Pfingstrosen, die nachweislich über 200 Jahre alt sind. Bei uns blühen die Rockii-Hybriden von Ende April bis Mitte Mai.Auch die Kübelpflanzung ist möglich, doch können die Sträucher natürlich nicht auf Dauer in großen Töpfen bleiben. Nach etwa drei bis vier Jahren nach dem Einpflanzen sollten sie die Möglichkeit haben, sich im Garten zu voller Schönheit zu entwickeln. Durch geschickte Kombination verschiedener Sorten von Strauch- und staudigen Pfingstrosen lässt sich die recht kurze Blütezeit doch um Wochen bis in den Juni hinein verlängern. Die jährlich größere Blütenpracht dieser außergewöhnlichen und seltenen Sträucher machen sie zu absoluten „Hinguckern“, von denen man sich kaum mehr trennen kann.
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Text und Bilder: Bernd Dittrich
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