Investieren in Zeiten des Wertverlustes
Baufinanzierung: Seit zehn Jahren fallen in Deutschland die Preise für Häuser und Wohnungen. Gut für Käufer - doch die sollten einige Faktoren beachten, wenn sie selbst gegen den Wertverlust gefeit sein wollen. Die Welt im Immobilienfieber: In den USA sind die Preise von Eigenheimen seit 1999 zum Teil um mehr als 100 Prozent in die Höhe geschnellt.
In Großbritannien beträgt das Plus mehr als 60 Prozent, in Teilen Spaniens und Irlands bis zu 90 Prozent. Die große Ausnahme: Deutschland. Hier fallen seit mehr als zehn Jahren die Preise von Eigentumswohnungen, Reihen- und freistehenden Einfamilienhäusern.
Die Verluste der Eigentümer sind zum Teil beträchtlich, wie das renommierte Analysehaus Feri in seiner jüngsten Studie zeigt. Eigentumswohnungen verbilligten sich danach seit 1994 quer durch die Republik. Der durchschnittliche Quadratmeterpreis sank von umgerechnet 1.676 Euro auf heute 1.429 Euro.
Auch freistehende Einfamilienhäuser waren keineswegs vor Wertverlusten gefeit. Besonders nicht in Berlin. 1994 kostete ein freistehendes Eigenheim in der Bundeshauptstadt im Schnitt noch umgerechnet 479.000 Euro. Heute liegt der Durchschnittspreis bei schlappen 284.000 Euro - ein Verlust von 41 Prozent.
Bittere Erkenntnis nach der Hochzinsphase
Besonders bitter: Damals herrschte eine Hochzinsphase. Hypothekendarlehen mit zehnjähriger Laufzeit kosteten im Schnitt 8,1 Prozent Zinsen. Wer sich 1994 in das Abenteuer Hausbau stürzte, konnte seither kaum mehr als ein Prozent des Kredits pro Jahr tilgen. Obwohl das eigene Heim heute fast nur noch halb so viel Wert ist, sind erst zehn Prozent der Schulden bezahlt.
Doch nicht überall rauschten die Marktwerte von Eigenheimen so stark in den Keller. In Ballungszentren wie München, Hamburg und dem Rhein-Main-Gebiet fielen die Preise nur minimal oder blieben gar weitgehend stabil. Jetzt erwarten die Feri-Experten, dass sich der Markt in den westdeutschen Metropolen wieder erholt. Bis 2013 sollen in Frankfurt/Main, München und Wiesbaden die Preise pro Jahr um bis zu drei Prozent steigen. In Städten wie Heidelberg, Köln, Mainz und Stuttgart um immerhin 2,5 Prozent.
Landflucht prognostiziert
Düster sind die Prognosen hingegen für Wohnimmobilien auf dem flachen Land. Zog es die Deutschen in der Vergangenheit aus den vom Verkehr geplagten Städten ins Grüne, wird dieser Trend bald kippen, prophezeit Tobias Just, Analyst bei Deutsche Bank Research. Der Grund: der demographische Wandel. Der Anteil älterer Menschen an der Bevölkerung wird immer größer. Bereits 2020 wird nach Prognosen des Statistischen Bundesamtes jeder dritte Bundesbürger 60 Jahre und älter sein.
"Die älteren Menschen werden wieder in die Städte ziehen", ist Just überzeugt. Dort ist die medizinische Versorgung besser, das kulturelle Angebot größer, sind die Einkaufsmöglichkeiten umfangreicher.
Die Landflucht hat bereits begonnen, glaubt Wulff Aengevelt, Geschäftsführer der Aengevelt Immobilienberatung: "Schon heute ziehen immer mehr ältere Menschen zurück in die Städte." Die wahrscheinliche Folge: Der totale Trendwandel. Einfamilienhäuser im Grünen werden schon bald immer mehr an Wert verlieren. Hingegen dürften die Preise von Eigentumswohnungen in den Ballungszentren endlich wieder steigen.
Hauptsache öffentliche Verkehrsmittel
Wer auf den demographischen Wandel setzen will, sollte eines beachten, rät der Experte: Eigentumswohnungen, die in Zukunft vermarktungsfähig sind, müssen Senioren gerecht sein. Die beiden wichtigsten Kriterien: Ein Fahrstuhl im Haus und Bäder, die so groß geschnitten sind, dass sie auch ein Rollstuhlfahrer nutzen kann. Entscheidend ist auch die Lage: Die nächste Bus- oder S-Bahnhaltestelle sollte nur wenige Gehminuten entfernt sein.
Richard Haimann
Bildquelle: © obs/ HSBC Trinkaus & Burkhardt Immobilien GmbH