Badezimmer

5.000 Jahre wechselvolle WC-Geschichte - Page 2

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Die Demokratisierung der Hygiene in Deutschland

Den Zusammenhang von Hygiene und Gesundheit erkannten in der 2. Hälfte des 19. Jahrhunderts Wissenschaftler wie Louis Pasteur, der Bakterien und Krankheitserreger erforschte. Die Folge war eine stärkere Forderung nach Hygiene europaweit. Hier trat der Keramikproduzent Villeroy & Boch auf den Plan. Mit seinen leicht und gründlich zu reinigenden Fliesen wurden seit 1870 öffentliche Badeanstalten, Privatbäder und Krankenhäuser eingerichtet. Waschgarnituren gehörten damals seit Jahrzehnten zu seinem Angebot; Sonderanfertigungen gingen an Kaiser und Könige wie Wilhelm I. oder Märchenkönig Ludwig II.

Als Keramikspezialist erkannte das Unternehmen das große Marktpotenzial, das im gesamten Sanitärbereich mit Bad, Waschbecken, WC und Fliesen steckte. 1871 wird bereits in den Verkaufsunterlagen ein kleines Sortiment an Urinalen und WCs aus den Werken von Mettlach und Dresden angeboten. Durch die Entwicklung neuer Fertigungsmethoden wie dem Schlickergießverfahren und neuer Materialien wird eine industrielle Produktion möglich. Eine bedeutende Rolle spielte die Material-Innovation des sogenannten „Feuertons“, der sich im Gegensatz zu herkömmlichem Steingut beim Brennen kaum noch verzieht. Mit ihm gelang Villeroy & Boch 1899 die Fertigung großer Stückzahlen von Sanitärware, so dass sie jetzt für breite Bevölkerungsschichten erschwinglich wurde.


Welch engen Zusammenhang man zwischen Sanitärprodukten und Gesundheit sah, bezeugt die damalige Produktbezeichnung „Geschirre für Gesundheitspflege“. Die Demokratisierung der Hygiene, zu der das Unternehmen einen entscheidenden Beitrag geleistet hatte, war eingeleitet. Das allgemeine Bewusstsein für Hygiene und den Komfort von Bad und Toilette war geschaffen, und doch besaß noch um 1950 der größte Teil der Wohnungen kein WC und allenfalls nur einen Waschraum. Das WC war vielfach im Garten, im Keller oder in ländlichen Regionen auch im Stall angebracht. Der gute alte Nachttopf aus Keramik leistete indes immer noch seinen Dienst und stand im Schlafzimmer unter dem Bett. Dies änderte sich im Wirtschaftswunderland Deutschland erst in den sechziger Jahren mit aus heutiger Sicht eher bescheidenen Produkten.

Toilettenkomfort von heute

Die Bedarfsdeckung zog sich noch weit bis in die zweite Hälfte des 20. Jahrhunderts hinein. Allmählich aber genügte jene nüchterne Funktionalität den Ansprüchen der Konsumenten nicht mehr. Es galt, das Bad als Wohnraum und als Ort der Regeneration neu zu entdecken. Luigi Colani, das Enfant Terrible der Designszene, machte den ersten Schritt mit einem revolutionären Badkonzept, das er 1975 für Villeroy & Boch entwarf. Zum ersten Mal in der Branche wurde ein Designer beauftragt, sich mit den Produkten des Bades und so auch mit dem WC zu befassen. Colani stellte die Bedürfnisse des Menschen in den Vordergrund und designte die Sanitärprodukte nach Maßstäben der Ergonomie. Die Toilette war für ihn in diesem Zusammenhang ein bedeutendes Element, denn gerade hier hielt er Bequemlichkeit und Entspannung für einen wichtigen Faktor und schuf weiche, körperangepasste Formen.

Heute hat der Konsument eine breite Wahl an Formen, Farben und zusätzlichem Komfort. Ob er oder sie eine bodenstehende oder wandhängende WC-Variante bevorzugt, hängt von den räumlichen Gegebenheiten und den persönlichen Einrichtungsvorstellungen ab. Darüber hinaus: Kombinationen aus WC und Spülkasten oder Vorwandinstallationen, hinter der die Spüleinrichtung verschwindet. Hinzu kommen die Alternativen: Flachspülklosett mit keramischer Stufe oder Tiefspülklosett mit direktem Zugang ins Siphonwasser.

Mehr Toilettenkomfort durch Innovationen

In den letzten Jahren sind gerade für den Komfort im Badezimmer, im besonderen das WC eine Reihe von Innovationen entstanden. So haben sich die Designer und Techniker vor allem mit der immer knapper werdenden Ressource Wasser befasst. Statt einer Wasserspülung mit neun Liter werden heute Spülungen von sechs bis drei Liter angeboten. Diesen ökologischen Aspekt greift auch CeramicPlus auf, eine Keramikoberfläche, die durch ihre enorme Pflegeleichtigkeit Wasser wie auch Reinigungsmittel sparen hilft. Eine noch höhere Hygiene der Sanitärgegenstände wird mit der antibakteriellen Glasur ActiveCare erreicht, die das Wachstum von Bakterien wirksam verhindert. Allein in Deutschland müssen sich über 10 Mio. Haushalte mehrere Personen ein WC teilen. Eine neue Dimension des Badkomforts eröffnet hier das PurAir WC. Mit einer integrierten Technologie bekämpft es lästige Gerüche. Mithin der ultimative Komfort – und dennoch arbeiten die Kreativen aus Technik und Design fieberhaft an weiteren Innovationen.

Text & Photoquelle: Villeroy & Boch