Baufinanzierungen nur mit solidem Fundament
Baufinanzierung: Die eigenen vier Wände. Davon träumen wohl die meisten Deutschen und wünschen sich kaum etwas sehnlicher, als in einem schönen Häuschen, mit Garten und einer großen Terrasse zu wohnen. Nicht nur als gute Basis für die spätere Altersversorgung, sondern auch als Grundstock und Absicherung für die Zukunft der Kinder und Enkelkinder.
Momentan sind die Zinsen zur Finanzierung einer Immobilie niedrig und das Angebot an Immobilien ist groß und es wächst darüber hinaus zusehends. Der Traum der eigenen vier Wände ist für viele in greifbare und vor allem finanzierbare Nähe gerückt, so scheint es. Der finanzielle Grundstock bzw. ein gewisses Eigenkapital einer Finanzierung stellt allerdings immer eine solide Basis dar, auf die nicht verzichtet werden sollte. Wer seine eigenen vier Wände ohne Eigenkapital finanzieren will kommt in der Regel ebenso in Schwierigkeiten, wie bei einer Finanzierung, die auf Dauer nicht tragbar und durchführbar ist. Im Vorfeld sollte man ganz klar überlegen und bedenken, ob die Anschaffung wirklich sinnvoll und machbar ist.
Kaufen, jetzt oder nie?
Da die Zinsen nach wie vor recht niedrig sind, ist die Verlockung eines Immobilienkaufs wohl groß wie nie zuvor. Hilfreich ist in diesem Zusammenhang auch ein Blick auf den Chart für Hypothekenzinsen.
Sollte man jetzt also noch schnell kaufen, bevor die Zinsen wieder ansteigen? Die Antwort auf diese Frage lautet wie so oft "jein"! Bei der Entscheidung Pro und Kontra Immobilienkauf spielen eine Vielzahl von Faktoren mit, die es allesamt zu beachten gilt. Dazu zählen beispielsweise:
- die genaue Lage der Immobilie
- vorhandene Infrastruktur
- eine Betrachtung des gesamten räumlichen Umfelds
- Alter des Objektes
- eventuell vorhandene bauliche Mängel
- spezielle Risikofaktoren
- und natürlich der exakte Preis für den man das Ganze erwerben kann
Der Preis für Immobilien steigt insbesondere in Großstädten immer schneller an. Ein Haus in der Größenordnung zwischen 130 und rund 180 Quadratmetern kostet beispielsweise in Düsseldorf in mittlerer Lage und baulich solidem Zustand rund 460.000 Euro. In diesem Zusammenhang stellt sich nun die spannende Frage, ob sich hier bereits eine gewisse Blasenbildung am Immobilienmarkt vollzogen hat und ob die entsprechenden Immobilien tatsächlich ihr Geld wert sind oder diese nur hoch-spekuliert wurden. Wäre Letzteres der Fall, so würde sich eine unter Umständen sehr günstige Finanzierung schnell relativieren – und zwar in dem Moment in dem die Blase platzt!
Ist die Miete recht hoch, ist ein Kauf nicht ganz abwegig
Etliche Familien zahlen eine recht hohe Grundmiete für ihre Wohnungen und das ist nicht zuletzt mit ein Grund, warum sich immer mehr Familien für den Weg zur eigenen Immobilie entscheiden. Nicht selten werden Mieten in Höhe von über 1.000 Euro ohne Nebenkosten gezahlt. In diesen Fällen ist es wirklich sinnvoll, über den Kauf einer Immobilie oder einen Hausbau nachzudenken, da sich die Miete schon in einer Größenordnung befindet, in der man bereits Raten für eine Finanzierung bedienen könnte. Mit einer guten Grundfinanzierung kann die monatliche Rate zur Tilgung des Kredites sogar niedriger sein, als die ursprüngliche Miete selbst.
Auch Nebenkosten können ordentlich ins Geld gehen und verschlingen einen nicht gerade geringen Teil des Einkommens. Die Nebenkosten errechnen sich je nach Größe der Wohnung oder des Hauses und auch dieses sollte man berücksichtigen und überdenken. Allerdings wird all zu schnell außer Acht gelassen, dass die Nebenkosten einen (sogar im noch größeren Umfang) auch als Immobilieneigentümer betreffen. Gewisse Kosten die zuvor noch vom Vermieter übernommen wurden müssen nun aus eigener Tasche aufgebracht werden.
Ruhig mehrere Darlehensformen in Betracht ziehen
Grundsätzlich handelt es sich bei der Finanzierung einer Immobilie um eine relativ hohe Geldsumme, mit der sehr langfristige Verpflichtungen einhergehen. Es ist aber nicht zwingend erforderlich diese unbedingt durch nur ein Darlehen zu finanzieren. Je nach Gesamtsumme und Laufzeit können verschiedene Darlehen in Anspruch genommen werden. Verzinsung und Laufzeit sollten hierbei unter den verschiedenen Anbietern exakt verglichen werden. Alle Details, Optionen und Konditionen sollten gegenüber gestellt werden, bevor man sich für einen Geldgeber entscheidet. Ist Eigenkapital vorhanden, sollte man genaustens kalkulieren und sich unter Umständen bis auf den Cent genau die Finanzierung durchrechnen lassen. Vor- und Nachteile sollten grundsätzlich genaustens gegenübergestellt werden.
Die verschiedenen Darlehensformen im Überblick
Bei der Baufinanzierung gibt es verschiedene Darlehensformen, die je nach den individuellen Bedürfnissen, der finanziellen Situation und den persönlichen Präferenzen gewählt werden können. Hier sind die gängigsten Darlehensformen:
Annuitätendarlehen
Das Annuitätendarlehen ist die häufigste Form der Baufinanzierung. Hierbei zahlen Sie über die gesamte Laufzeit eine gleichbleibende Rate, die sich aus einem Zins- und einem Tilgungsanteil zusammensetzt. Zu Beginn ist der Zinsanteil höher und der Tilgungsanteil niedriger; im
Laufe der Zeit verschiebt sich dies zugunsten der Tilgung.
Vorteile
Planbarkeit durch konstante Raten, hohe Sicherheit durch feste Zinsen während der Zinsbindungsfrist.
Nachteile
Langfristige Bindung an feste Raten, möglicherweise höhere Zinsen bei längerer Zinsbindung.
Volltilgerdarlehen
Ein Volltilgerdarlehen ist eine Variante des Annuitätendarlehens, bei dem das Darlehen am Ende der Zinsbindungsfrist vollständig abbezahlt ist. Die Laufzeit und die monatliche Rate sind entsprechend höher angesetzt.
Vorteile
Keine Restschuld nach Ablauf der Zinsbindung, oft günstigere Zinsen im Vergleich zu normalen Annuitätendarlehen.
Nachteile
Höhere monatliche Belastung, weniger Flexibilität.
KfW-Darlehen
Die KfW-Bank bietet zinsgünstige Darlehen für Bauherren und Immobilienkäufer, insbesondere für energieeffizientes Bauen und Sanieren.
Vorteile
Günstige Zinsen, Tilgungszuschüsse möglich, Förderung energieeffizienter Maßnahmen.
Nachteile
An bestimmte Förderbedingungen geknüpft, meist Kombination mit einem weiteren Darlehen notwendig.
Forward-Darlehen
Ein Forward-Darlehen wird eingesetzt, um sich heutige Zinsen für eine zukünftige Anschlussfinanzierung zu sichern. Dies ist sinnvoll, wenn in den nächsten Jahren mit steigenden Zinsen gerechnet wird.
Vorteile
Planungssicherheit bei Anschlussfinanzierungen, Schutz vor steigenden Zinsen.
Nachteile
Zinsen können höher sein als bei normalen Darlehen, Verpflichtung auch bei fallenden Zinsen.
Bauspardarlehen
Ein Bauspardarlehen kombiniert einen Sparvertrag mit einem Darlehen. Zunächst sparen Sie eine festgelegte Summe an, danach haben Sie Anspruch auf ein zinsgünstiges Darlehen.
Vorteile
Günstige Darlehenszinsen, staatliche Förderungen (z.B. Wohnungsbauprämie), gute Planbarkeit.
Nachteile
Lange Ansparphase, oft weniger flexibel als andere Darlehensformen.
Endfälliges Darlehen
Bei einem endfälligen Darlehen zahlen Sie während der Laufzeit nur die Zinsen. Die Tilgung erfolgt am Ende der Laufzeit in einer Summe. Oft wird es in Kombination mit einem Sparplan oder einer Lebensversicherung verwendet.
Vorteile
Niedrige monatliche Belastung während der Laufzeit.
Nachteile
Hohe finanzielle Belastung am Ende der Laufzeit, Zinsaufwand insgesamt höher, als bei anderen Darlehensformen.
Variables Darlehen
Bei einem variablen Darlehen wird der Zinssatz in regelmäßigen Abständen (meist alle drei Monate) an den aktuellen Marktzins angepasst.
Vorteile
Flexibilität bei vorzeitiger Rückzahlung, Chancen auf fallende Zinsen.
Nachteile
Risiko steigender Zinsen, keine Planungssicherheit.
Hypothekendarlehen
Ein Hypothekendarlehen ist eine Darlehensform, bei der das Darlehen durch eine Grundschuld auf das zu finanzierende Grundstück oder Gebäude besichert wird.
Vorteile
Sicherheiten für den Kreditgeber führen oft zu günstigeren Konditionen.
Nachteile
Bei Zahlungsausfällen kann die Immobilie zwangsversteigert werden.
Tilgungsdarlehen
Bei einem Tilgungsdarlehen wird der Tilgungsanteil über die gesamte Laufzeit konstant gehalten, während der Zinsanteil sinkt, da die Restschuld abnimmt.
Vorteile
Sinkende Raten im Laufe der Zeit.
Nachteile
Höhere Belastung zu Beginn der Laufzeit.
Jede Darlehensform hat ihre spezifischen Vor- und Nachteile. Es ist wichtig, die individuelle Lebenssituation und die finanziellen Möglichkeiten zu berücksichtigen, um die passende Darlehensform für die Baufinanzierung auszuwählen. Eine umfassende Beratung durch einen Finanzierungsberater kann hier sehr hilfreich sein.
Genaue Prüfung des Vorhabens
Da die Finanzierungen über einen sehr langen Zeitraum laufen werden, ist es zwingend erforderlich, sich seiner Finanzierung sowie der regelmäßigen monatlichen Belastungen auch sicher zu sein. Auch im Falle einer Erwerbsminderung, oder des Verlustes der Arbeit muss die Finanzierung gesichert sein und weiter laufen können. Ist das nicht der Fall und die monatlichen Raten könne nicht mehr gezahlt werden, steht in den meisten Fällen eine Zwangsversteigerung vor der Tür und der Traum des Eigenheims wird schnell zum Alptraum.
Quelle: Tipps24-Netzwerk - HR
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