Wandheizungen in Lehmputz
Heiztechnik / Heizen & Lüften: Wenn es draußen kalt ist, erinnern wir uns gerne an die gemütliche Wärme eines Kachelofens. Die angenehmste Form einen Raum zu beheizen ist, wenn es ein bisschen wie die Sonne funktioniert, eine große, sanft strahlende Fläche. Kein warmes Gebläse, keine großen Temperaturgefälle im Raum, keine thermische Luftbewegung, die Staub aufwirbelt.
In der Bestandssanierung ist das schönste und modernste Triumvirat ein Wandaufbau aus Innendämmung, Wandheizung und Lehmputz. Das im Bild dargestellte Beispiel stammt aus einem Altbau - hier kommt diese Lösung richtig zur Blüte. Im Neubau ist Wandheizung in Lehmputz ein perfektes Paar und bietet die gesündeste und ästhetischtste Wahl.Das Rohr
Schon die Römer wussten es: Am schönsten ist die Heizung, wenn man sie fühlt aber nicht sieht. Sie haben in ihren Thermen warme Luft durch Kanäle in Wand und Boden geführt und die Flächenheizung erfunden. Ganz sicher hätten sie die Wände mit warmen Wasser erwärmt, wenn sie so schöne Rohre und Fittinge gehabt hätten, die uns heute in einer großen Variation zur Verfügung stehen. Bei der Wandheizung nutzt man neben klassischen Kupferrohren fast immer Verbundrohr aus Kunststoff mit einer Aluminiumschicht zwischen den Lagen. Diese Rohre sind gasdicht und müssen es auch sein, weil sonst in den diffusionsoffenen Lehmputzen das Wasser durch den Kunststoff verdunstet.Es gibt fertig vormontierte Klimaregister, die der Verarbeiter befestigt und miteinander verbindet. Lehmbauplatten mit integriertem Rohr machen die Verarbeitung im Trockenbau oder den Einsatz in Dachschrägen möglich.
Verbundrohre sind sehr gut biegsam, es lassen sich mit etwas Erfahrung Radien von 15cm von Hand biegen und sie bleiben ohne großen Widerstand in Form. Von der Rolle lassen sich Heizflächen von 100m Rohrlänge (länger sollte ein einzelner Heizkreis nicht ausfallen) am Stück und ohne Fittinge belegen. Die einzelnen Heizkreise werden an Verteiler angeschlossen, die auch bei Fußbodenheizungen Verwendung finden.
Innendämmung empfohlen
Bei der Bestandssanierung wie beim Neubau ist es in jedem Fall ratsam, direkt hinter der Heizung zu dämmen. Der Grund dafür liegt auf der Hand. Bei einer im Altbau häufigen Wandstärke von 45cm Ziegelwand muss die Wandheizung sehr lange die Masse heizen, bis sie sich dem Raum zuwenden kann. Zwar bleibt die Wärme rechnerisch erhalten und wird später wieder an den Innenraum abgegeben - allerdings sehr verzögert. Ohne Innendämmung direkt hinter der Heizebene geht ein wesentlicher Vorteil der Wandheizung gegenüber einer Fußbodenheizung verloren und zwar ihre relativ flinke Reaktion. Bei einem idealen Lehmputzaufbau über der Dämmebene von ca. 3 cm reagiert die Heizung schnell und gibt schon nach wenigen Minuten die erste Wärme ab. Weil Wohnungen heute häufig nicht kontinuierlich bewohnt werden ist das ein großer Vorteil. Nach Heimkehr am Feierabend lässt sich die gehaltene Grundwärme schnell um die zum Wohlbefinden wichtigen 2-3° C erhöhen. Das spart viel Energie bei Abwesenheit und garantiert ein behagliches zu hause.Energetisch und technisch ist eine moderne Flächenheizung perfekt in Kombination mit einer Wärmepumpe und niedrigen Vorlauftemperaturen. Aber natürlich kann auch jede andere Heizquelle genutzt werden. Sehr niedrige Vorlauftemperaturen bieten sich besonders dann an, wenn Räume permanent genutzt werden. Wir haben bei der Bestandssanierung im Altbau mit Raumhöhen von 3,50m gute Erfahrungen damit gemacht, wenn man die Vorlauftemperatur um 10° C höher als üblich auf etwa 40° C auslegt.
Aufbau im Detail
Aus den schon geschilderten Gründen wurde bei den gezeigten Beispielen die Heizebene immer auf einer Dämmschicht aus Holzweichfaserplatten oder Mineralschaumplatten montiert. Auch bei im Innenbereich belegten Heizflächen empfiehlt sich eine 2cm Dämmung zur Wand. Auf die Dämmebene wird mit dem Kammspachtel Lehmkleber aufgezogen. In das idealerweise noch plastische Material werden die Klemmschienen für die Heizrohre auf der Dämmebene montiert und mit entsprechend langen Dübeln und Schrauben befestigt. Wichtig ist die Planung zur Belegung der Fläche mit Verbundrohr, um möglichst lange Strecken ohne Fittinge oder gar "Kreuzungen" zu montieren. Bei niedrigen Vorlauftemperaturen um die 30° C ist der Standardabstand 10cm zwischen den Rohren, bei einem erhöhten Vorlauf wie im Fallbeispiel sind Abstände von 15cm ausreichend.Die Rohre werden nach abtrocknen des Lehmklebers gemäß Plan verlegt und in Lehm eingeputzt. Der Gesamtaufbau aus Klemmschiene und 16mm Rohr addiert sich zu einer Tiefe von ca. 3cm bis Rohroberseite. In dieser Stärke wird der Lehmunterputz aufgetragen und über die Rohre abgezogen. Dabei ist wichtig, darauf zu achten, dass keine Hohlräume entstehen und dass die Rohre vollständig eingeputzt sind. Nur kontaktschlüssig ist eine optimale Wärmeübertragung möglich. Wird der Innenputz nicht mit der Putzmaschine sondern von Hand aufgetragen, ist es empfehlenswert, den Unterputz zwischen den Rohren in zwei Lagen aufzuziehen. Für eine gute Trocknung ist unbedingt zu sorgen. Der Putz wird bei kalter Heizung aufgetragen, zur Trocknung ist dann die Inbetriebnahme unbedingt empfehlenswert. Über den trockenen Unterputz wird eine dünne Lehmputzschicht rohrüberdeckend aufgetragen. In das noch frische Material wird vollflächig Armierungsgewebe eingearbeitet.
Die Kür
Der bis hier geschilderte Aufbau garantiert wohnbehagliche Wärme. Doch zum Fest für alle Sinne gehört die schöne Oberfläche. Bei den vorgestellten Beispielen wurde weißer oder farbiger Yosima-Lehmdesignputz verarbeitet, der in einer Schichtstärke von 2 mm aufgezogen wird. Hier ist neben der farblichen Akzentuierung und der Auswahl zwischen 140 Farben und zusätzlichen Zuschlägen vom rustikalen Klassiker Stroh bis zum Perlmuttgranulat keine Grenze in der Gestaltung gesetzt. Die Oberfläche kann als Strukturputz ausgeführt werden oder mit der leicht glänzenden, stark verdichteten Oberfläche, die an Marmor erinnert. Wie die Oberfläche auch ausgeführt wird, die Sorptionsfähigkeit und Diffussionsoffenheit des Lehmputzaufbaus ist garantiert, das Ergebnis ist hochwertig, ästhetisch und wohngesund.Die Flächen
Kreativ darf man auch sein, wenn es um die Belegung der Flächen geht. Neben den klassischen Bereichen unter und um die Fenster können alle Orte im Raum gewählt werden, von denen die Wärme frei abstrahlen kann. Zwar ist es der Wandheizung egal, ob ein Sofa davor steht oder Bilder auf der Fläche hängen, Wärmeverluste oder Bauschäden entstehen dadurch nicht. Jedoch führt schon ein Bild auf der Heizfläche dazu, dass in diesem Bereich praktisch keine Wärme abgestrahlt wird. Praxiserfahrungen haben gezeigt, selbst geringe Hohlräume zwischen Putzoberfläche und einer Edelstahlverkleidung im Küchenbereich reduzieren die Heizleistung sehr stark. Größere Lufträume, die etwa durch Bilderrahmen entstehen, führen dazu, dass sich die Bildoberfläche nur sehr langsam erwärmt. Teile der Heizflächen werden unvermeidlich durch Möblierung verdeckt, das sollte schon bei der Planung Berücksichtigung finden. Eine entsprechend größer ausgelegte Fläche ermöglicht den erforderlichen Spielraum, wenn später einmal Möbel umgestellt werden.Es bietet sich an, Flächen zu belegen, die frei bleiben. Das kann eine tragende Säule im Raum sein, die rundherum komplett mit Wandheizung belegt die Wirkung eines frei stehenden Kachelofens entfalten kann. Auch Fliesenspiegel im Küchenbereich bieten sich an oder wassergeschützte Wandflächen in der Dusche. Bei einem anderen Beispiel wurden die Heizflächen mit einem Abstrahlwinkel von 45° in ein Regal integriert.
Wandflächenheizungen müssen frei in den Raum strahlen können, Nischen sind zu meiden, weil sich die Wärme hier fängt und angrenzende Räumlichkeiten nur eingeschränkt heizt. Die Regelung erfolgt heute meistens mit einem Raumfühler und Stellmotor am Heizkreisverteiler. Bei den vorgestellten Beispielen wurden konventionelle Thermostatventile eingesetzt, die an beliebigen aber sinnvollen Stellen im Strang platziert sein können. Auch das funktioniert problemlos und braucht keinen zusätzlichen Strom und keine Kabelstränge.
Die Faustregel für die zu belegende Fläche beträgt 1/3 der Grundfläche des Raumes. Bei einem Raum von 30m² sind das 10m². Je nach Raumhöhe und Vorlauftemperatur kann dies nach unten und oben variieren, eine exakte Berechnung liefert der Fachmann. Ein jahrelanger Praxistest hat gezeigt, das etwa im Rheinland mit auch im Winter recht milden Temperaturen die zu belegende Fläche deutlich nach unten korrigiert werden kann.
Kosten
Bei der in der Bestandssanierung häufigen Aufgabenstellung einer energetischen Sanierung, der Erneuerung der Heizung und der Neugestaltung von Oberflächen ist Innendämmung, Lehmputz und Wandheizung eine ideale Lösung und auch hinsichtlich der Kosten absolut konkurrenzfähig. Mit dieser Lösung ergibt sich als weiterer positiver Effekt, dass der Raumverlust durch die Innendämmung nicht allein durch die attraktive und ästhetische Lösung entschädigt wird, es vermeidet auch den sperrigen Aufbau konventioneller Heizkörper in den Raum. Der Raumverlust für den Wandaufbau mit einer Stärke zwischen 7,5 und 11,5cm (je nach Dämmplattendicke) wird so kompensiert.Preisgünstiger und schöner ist nur ein Sonnenbad in der Frühjahrssonne.
Quelle: Life PR / Dr. Michael Willhardt
Foto: Ralph Oesker - Creative Commons Attribution-Share Alike 3.0 Unported license