Das Wohnen in der Zukunft - was ist heute schon umsetzbar?

Haus der ZukunftHaustechnik / Hausautomatisierung:  Das moderne Haus ist mehr als nur ein Gebäude, wo seine Bewohner wohnen und arbeiten. Dank neuster Technik wird Lärm abgehalten, die Umgebung gekühlt und Energie erzeugt. Fassaden sind sogar in der Lage, die Umgebungsluft zu reinigen. Klingt nach Zukunftsmusik? Tatsächlich lassen sich viele Maßnahmen bereits heute umsetzen.

 

Forscher rund um den Globus experimentieren mit Algen, Moos und Topfpflanzen, um das Haus in ein Multifunktionsgebäude zu verwandeln. In einer Zeit, in der Ballungsgebiete größer denn je werden und Gebäude immer höher in den Himmel wachsen, müssten Architekten großen Fassaden einen Mehrwert geben. Bis dato haben die Fassaden der Gebäude meist nur einen Sinn: Licht ins Innere des Hauses zu lassen. Doch damit könnte schon bald Schluss sein.

Was nach Zukunftsmusik klingt, könnte bald Realität sein. Das Team Urban Systems beim Fraunhofer Institut forscht an neuen zukunftsfähigen Methoden, Werkzeugen und Prozessen für die Planung von Gebäuden und Stadtquartieren. Danach sollen die Gebäude der Zukunft Luft reinigen, vor Lärm schützen, Energie selbst gewinnen und die Umgebung kühlen. Welche Trends für das Wohnen in der Zukunft heute schon Lösungsansätze bieten, soll nachstehend erläutert werden.

Moos und Farbe als Luftreiniger

Mit Sicherheit hat jeder Mensch eines dieser alten Häuser gesehen, welches mit Kletterpflanzen überwachsen ist. Diese natürliche Entwicklung könnte in einer ähnlichen Form bald in großen Städten zu sehen sein. Untersuchungen zeigen das Verhalten von Luft in Hochhausstraßen. Dabei kommt Luft mit den Fassaden der Gebäude in Kontakt. Sind diese Fassaden mit Moos oder anderen Kletterpflanzen bewachsen, werden sie automatisch gereinigt. Moos ist aus dem Grund vorteilhaft, weil es keine Wurzeln besitzt. Stattdessen nimmt diese aus dem Garten als Unkraut bekannte Pflanze ihre Nährstoffe über die Luft auf.

Bereits heute umsetzbar:

Neben Moos wollen Wissenschaftler auch chemische Substanzen einsetzen, um die Luft zu säubern. Eine dieser Substanzen ist Nano-Titandioxid, welches unter anderem in Bleichmitteln zu finden ist. Indem man die Substanz einer Fassadenfarbe beimischt, soll es Schadstoffe aus der Umgebungsluft abbauen. Einige Forscher halten den Stoff für krebserregend, dennoch ist er bereits in kommerziell verfügbaren Beschichtungen erhältlich.

Neben der Außenluft ist es auch wichtig, die Luft im Haus zu reinigen. In vielen Haushalten verunreinigen diverse Bakterien aber auch Schimmelsporen sowie Substanzen aus den Möbeln die Raumluft. Hinzu kommen Hausstaub, Zigarettenrauch und Co., die die Qualität der Raumluft verringern. Dabei haben die heutigen Verbraucher die Möglichkeit, diese Probleme mit einem Luftreiniger zu beseitigen.

Wichtige Anwendungsfälle für Luftreiniger:

1.    Allergie: Die natürliche Abwehrreaktion des Körpers.
2.    Baktrien und Viren: Können die Gesundheit gefährden.
3.    Feinstaub: Entsteht durch Heizungen, Kraftfahrzeuge und mehr.
4.    Gerüche: Einige von ihnen, wie Ammoniak, sind schädlich und unangenehm.
5.    Schimmel: Einer Umfrage von Immowelt zufolge leiden 17 Prozent der Wohnräume unter Schimmel.
6.    Tabakrauch: Das Inhalieren von Tabakrauch hat für alle Bewohner gesundheitliche Folgen.

Für jeden genannten Anwendungsfall gibt es passende Geräte, die Luft effizient reinigen.

Fensterschreiben als Solarstromlieferant

Das moderne Haus wird nicht nur die Luft innen sowie außen reinigen, sondern auch Energie für seine eigene Instandhaltung produzieren. Herstellen wollen in Zukunft Solarzellen in Fensterscheiben integrieren. Damit ausreichend Tageslicht ins Haus eindringen kann, müssten die Module durchsichtig sein. An einem solchen Projekt arbeiten aktuell die Wissenschaftler der Michigan State University und der Universität Leipzig. Sie entwickeln Spezialfolien, die das Sonnenlicht, welches durch die Glasscheibe einfällt, auf eine Solarzelle konzentrieren. Derzeit beträgt der Wirkungsgrad nur ein bis drei Prozent. In Zukunft möchte man einen Wirkungsgrad von zehn Prozent erreichen. Das wäre auch bei optimistischer Betrachtungsweise gegenwärtig das absolute Maximum.

Bereits heute umsetzbar:

Solarstrom ist kein Produkt der Neuzeit. Auf vielen deutschen Dächern sind Solarzellen seit Jahren vorhanden und produzieren von dort aus Strom. Auch wenn die staatliche Förderung von Solarstrom nicht mehr so attraktiv ist wie früher, lohnt sich die Technologie weiterhin. Verbraucher haben die Möglichkeit, Strom für ihr Eigenheim selbst zu produzieren. Dadurch erlangen sie eine gewisse Unabhängigkeit von den großen Stromkonzernen und bleiben vor eventuellen Preisanstiegen verschont.

Windräder, die Zugluft ausnutzen

Auch wenn diese Technologie nicht zu einhundert Prozent in den Bereich Zukunftsmusik passt, da sie bereits heute verwendet wird, ist sie dennoch eine Rarität. Am Bahrain World Trade Center befindet sich ein spektakuläres Windkraftwerk, bestehend aus drei Windturbinen, deren Durchmesser jeweils 29 Meter beträgt und die auf eine Leistung von 225 Kilowattstunden (kWh) kommen. Da die Türme elliptisch geformt sind, sollen sie die Geschwindigkeit des Küstenwinds optimal ausnutzen. Dieser Wind fegt ohnehin durch die beiden Hochhaustürme hindurch und würde ohne die Windräder ungenutzt bleiben. Einen Blick in das Entwurfskonzept kann man bei der Technischen Universität Berlin werfen.

Bereits heute umsetzbar:

Windräder sind auch im privaten Haushalt keine Seltenheit. Noch sieht man sie aber nicht auf oder an mehrstöckigen Mehrfamilienhäusern. Das Zauberwort heißt hier: Vertikale Windkraftanlage.  Vertikale Kleinwindräder haben einige Vorteile gegenüber horizontalen Kleinwindkraftanlagen. Sie können oft bei weniger Wind mit der Stromproduktion beginnen und haben weniger Auswirkungen auf die Landschaft mit Schall und Schatten. Allerdings ist die Amortisationsschwelle immer noch recht hoch. Zumindest an einem Haus oder auf dessen Grundstück sind Windräder jedoch anbringbar und können, wie auch Solaranlagen, Strom kostenlos produzieren.

Quelle:  Tipps24-Netzwerk -HR
Foto: Bahrain World Trade Center