Diese Vorteile hat das Bauen mit Massivholzelementen
Hausbau / Holzhaus: Ob Wolkenkratzer, Einfamilienhaus oder Bungalow: Immer häufiger werden Neubauten in massiver Holzbauweise gefertigt. Neben einer höheren Wohngesundheit spielt auch der Faktor Nachhaltigkeit eine große Rolle. Diese Vorzüge hat ein Bau mit Massivholz.
Auch wenn der böse Wolf in der Kindergeschichte „Die drei kleinen Schweinchen“ das Holzhaus einfach wegpusten kann: Holz liegt im Trend, vor allem als Baustoff der Zukunft. Nachdem Holz viele Jahrzehnte als altmodisch angesehen wurde, erlebt der natürliche Baustoff dank neuer Produktionsverfahren nun sein großes Comeback. Neben seinem positiven Einfluss auf das Raumklima, besitzt Holz sehr gute Dämm- und feuchtigkeitsregulierende Eigenschaften sowie eine hohe Energieeffizienz.
Holzbau ist klimafreundlich
Holz als Baustoff begünstigt auch die CO₂-Bilanz von Neubauprojekten: Wände und Decken aus massivem Holz machen komplett CO₂-neutrale Häuser möglich – ein Aspekt, der in der Baubranche unter dem Gesichtspunkt der Nachhaltigkeit immer wichtiger wird. Experten beziffern, dass beim Bau eines typischen Einfamilienhauses allein im Herstellungsprozess etwa 60 bis 70 Tonnen CO₂ eingespart werden können, wenn Massivholz als tragende Bausubstanz zum Einsatz kommt. Zum Vergleich: Bei der Konstruktion eines konventionellen Hauses aus Stein, Ziegeln und Beton entstehen rund 350 bis 480 Kilogramm CO₂ je Quadratmeter Wohnfläche.
Hinzu kommt, dass die modernen Holzhäuser nicht mehr nur einfache Bretterbuden sind, sondern an Design und Funktionalität kaum Wünsche offen lassen. Da verwundert es nicht, dass der Anteil genehmigter Wohngebäude in Holzbauweise, in Bezug auf die Gesamtzahl aller Neubauten, laut Statistischem Bundesamt in den letzten fünf Jahren deutlich angestiegen ist – zuletzt für das Jahr 2020 auf 18,7%.
In Deutschland gibt es bereits einige vielversprechende Hochhaus- und Mehrfamilienhaus-Projekte, bei denen Holz als primärer Baustoff Verwendung findet – unter anderem das „Woodscraper“ in Wolfsburg, das BUGA-Hochhaus in Heilbronn oder der „Woodcube“ in Hamburg. Bis auf den zentralen betonierten Aufzugs- und Treppenhauskern, besteht die gesamte Primärtragkonstruktion des „Woodcube“ aus sichtbar belassenem Massivholz. Das derzeit höchste Holzhochhaus der Welt misst 85,4 Meter und steht in Brumunddal in Norwegen. In Tokio soll bis 2041 sogar ein 350 Meter hohes Holzhochhaus entstehen.
Ressourcen- und energieschonende Herstellung
Massivhäuser werden in der kompletten Wandstärke aus Holz gefertigt. Die Wand- und Deckenelemente setzen sich aus Brettsperrholz zusammen. Dieses Material besteht aus mehreren Lagen Schnittholz, das rechtwinklig zueinander verklebt wird und sich hierdurch vom altbekannten Brettschichtholz unterscheidet, bei dem die Lagen längs zur Holzfaser angeordnet sind.
Die Herstellung von Brettsperrholz ist besonders ressourcenschonend, da nur schmale und sägeraue Bretter aus den Randbereichen von Baumstämmen verwendet werden, die aufgrund ihrer Holzqualität als minderwertig gelten und darum kaum anderweitig verwendbar sind. Verarbeitet als Massivholz weisen sie jedoch beste Eigenschaften auf: Der Vorteil gegenüber Beton und Stahl liegt in der Leichtigkeit, bei gleichzeitig hoher Festigkeit und Steifigkeit. In Deutschland – neben Österreich ein führender Produktionsstandort für Massivholzelemente – werden ausschließlich Nadelhölzer aus nachhaltiger Waldwirtschaft für die Herstellung verwendet. Im Vergleich zu anderen massiven Bauteilen benötigen Herstellung und Bearbeitung von Brettsperrholzelementen zudem nur wenig Energie.
Im Sinne der Nachhaltigkeit können Massivholzhäuser sogar zu 100% recycelt werden: Wenn Wände und Decken nur aus Massivholz bestehen und keinen Leim enthalten, könnten sie zerlegt und zu neuen Bauteilen zusammengesetzt werden. Dagegen funktioniert das Wiederverwenden von Stahl und Beton bei herkömmlichen Häusern nur in Form von minderwertigem Sekundärbaustoff.
Für ökologischen Holzbau geeignet
Brettsperrholzelemente sind auch für den ökologischen Holzbau geeignet. Zudem überzeugt das Material durch seine temperaturregulierenden Eigenschaften: Der hohe Masseanteil der Bauteile und die damit verbundene Wärme- und Feuchtespeicherfähigkeit haben einen ausgleichenden Effekt auf das Raumklima. Der sommerliche Hitzeschutz erreicht dadurch annähernd die Werte einer herkömmlichen Wand aus Ziegelmauerwerk. Gleichzeitig beruhigt der Duft nach Holz und Natur und sorgt für ein hohes Wohlbefinden. Die flächige Ausbildung der Bauelemente verhindert außerdem Luftbewegungen im Inneren der Bauteile, was sich vorteilhaft auf Wärme-, Brand- und Schallschutz auswirkt. Auch die Heizkosten können mit Massivholz dauerhaft gesenkt werden, da sich die Oberflächentemperaturen, bei gut gedämmten Bauteilen aus Brettsperrholz, nahezu im Bereich der Raumlufttemperatur bewegen.
Der Einsatz von Massivholzelementen kann zudem zu einer kürzeren Bauzeit beitragen, da etwa durch Sichtholzflächen in unterschiedlichsten Ausführungen fast komplett auf Trockenbauarbeiten verzichtet werden kann. Der Rohbau für ein Einfamilienhaus kann so in rund drei Tagen errichtet und wetterfest geschlossen werden. Durch das besondere Quell- und Schwindverhalten des Brettsperrholzes wird eine hohe Form- und Dimensionsstabilität erreicht. Lasten können sowohl längs als auch quer zur Haupttragrichtung aufgenommen werden – Bauwerkssetzungen werden so auf ein Minimum reduziert.
Fazit: Der traditionelle Werkstoff Holz hat sich durch neue Produktionsverfahren und bessere Konstruktionsmethoden zu einem innovativen und modernen Gestaltungselement entwickelt, das durch seine positiven Eigenschaften nicht nur dem Klima, sondern auch der Gesundheit der Hausbewohner gut tut.
Autor Christian Schaar:
Christian Schaar ist Geschäftsführer der S2 GmbH. Seine baubiologischen Kenntnisse erlangte er durch den täglichen Umgang mit Problemen der Baubiologie in verschiedenen Unternehmen des ökologischen Holzbaus. Als Geschäftsführer eines Planungsbüros, dessen Schwerpunkt ebenfalls der ökologische Holzbau ist, wird er bei Neubauprojekten und Sanierungen regelmäßig mit baubiologischen Fragestellungen konfrontiert und als Experte auf diesem Gebiet konsultiert.
Foto: S2GmbH