Wann klappt die Baufinanzierung auch ohne Eigenkapital?
Baufinanzierung: Eigenkapital muss sein, so lautet eine goldene Regel für die Baufinanzierung. Aber geht es wirklich nicht ohne? Das fragen sich viele Interessenten mit Blick auf die momentan niedrigen Kreditzinsen. Allerdings ist die Finanzierung ohne Eigenkapital deutlich teurer und dauert länger. Sinnvoll ist es daher, mindestens die Kaufnebenkosten in Höhe von zehn bis 15 Prozent des Kaufpreises in die Finanzierung einzubringen. Um die Bank zu günstigeren Zinsen zu bewegen, darf es aber gerne ein bisschen mehr sein.
Bei wenig Eigenkapital: Höhere Tilgung wählen
Spezialisten empfehlen, die eigenen Möglichkeiten beim Immobilienkauf genau zu prüfen und das Finanzierungsrisiko durch Eigenkapital zu senken. Für eine Immobilie muss man kein Millionär sein, aber das Finanzierungskonzept muss passen. Hierbei spielt das Eigenkapital eine wichtige Rolle - je mehr, umso besser. Denn niedrigere Zinsen sparen bares Geld und ermöglichen, die Schulden schneller abzubezahlen. Grundsätzlich eignet sich jede Sparform dazu, Eigenkapital anzuhäufen. Zu den gängigsten Möglichkeiten gehören Aktien, Termingelder, Sparbücher, Bausparen und Fondssparpläne. Ebenso zählt ein Grundstück als Eigenkapital. Bei wenig Eigenkapital lautet der Tipp der Spezialisten, eine höhere Tilgung als die üblichen zwei Prozent zu wählen. Gerade in Zeiten niedriger Zinsen ist das empfehlenswert. Als Richtwert gilt eine Anfangstilgung von drei Prozent. Das reduziert die Laufzeit des Baukredits erheblich.
Immobilienkauf ohne Eigenkapital? Möglich, aber riskant
Zwar gibt es auch die Möglichkeit, eine Baufinanzierung ohne Eigenkapital zu stemmen, doch dies ist mit höheren Risiken verbunden. Die wichtigste Voraussetzung ist eine überdurchschnittlich gute Bonität in orm eines tadellosen Schufa-Scores - in Verbindung mit einem hohen Einkommen. Bevor man sich dazu entschließt, empfiehlt sich eine individuelle Beratung zum Finanzierungsrahmen. In einem solchen Gespräch werden häufig verborgene Schätze gehoben, weiß Baufinanzierungsexperte Peter Schwickert aus der Praxis. So beriet er kürzlich ein junges Ehepaar, das sich mit seinen zwei Kindern den Wunsch vom eigenen Haus erfüllen wollte. Doch das Eigenkapital reichte nicht einmal für die Kaufnebenkosten - dachten sie: "Durch gezieltes Fragen habe ich erfahren, dass die Familie über eine sogenannte Riester-Rente verfügt. Dass sich dieses Riester-Guthaben für die Baufinanzierung nutzen lässt, wussten sie nicht. So konnten wir ihr Eigenkapital fast verdoppeln und die Finanzierungskonditionen erheblich verbessern", freut sich der Fachmann für seine Kunden.
Lohnt sich die "Muskelhypothek"?
Nicht nur Ersparnisse oder der Besitz des Baugrundstücks können als Eigenkapital geltend gemacht werden. Auch eigene Muskelkraft kann helfen. Wer beim Bau selber Hand anlegt, kann die Baukosten senken. Banken akzeptieren in der Regel bis zu 15 Prozent der Darlehenssumme als Eigenleistung, meist aber nicht mehr als 30.000 Euro. Als realistisch gilt ein Betrag zwischen fünf und zehn Prozent, um Eigenleistungen beim Hausbau geltend zu machen. Wichtig: Berücksichtigt werden die Lohnkosten, nicht aber der Materialaufwand. Ist die "Muskelhypothek" sinnvoll? "Das hängt vom jeweiligen Einzelfall ab. Immobilieninteressenten sollten sich weder über- noch unterschätzen.
Quelle: Dr. Klein Privatkunden AG, Lübeck
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