Gut geplant zum eigenen Haus
Hausbau / Bauplanung: Für die Entscheidung, sich selbst ein Haus mit Eigenleistungen zu bauen, gibt es viele Gründe. Die nicht unbedeutende Ersparnis ist einer der wichtigsten davon, denn die Kosten rund um den Bau entwickeln meist ohnehin eine unerfreuliche Eigendynamik. Allerdings hat auch das Dasein als Bauherr seine Tücken.
Auf der einen Seite ist da der Stolz auf das Erreichte, auf der anderen ein Berg von Problemen. Um am Ende nicht draufzuzahlen, sollte sich jeder vorher kundig machen: Welche Arbeit gehört in Expertenhand, wie steht’s mit Arbeitsschutz und Versicherungen, welche Verpflichtungen bestehen gegenüber Arbeitskräften und Helfern. Der Grundsatz heiß: Unwissenheit schützt vor Strafe nicht, eine Einarbeitung in die Materie ist daher unerlässlich.Eigenleistung
Welche Arbeiten ein Hausbauer übernehmen kann, hängt zunächst am eigenen handwerklichen Geschick und am Können der Helfer, aber auch an einigen gesetzlichen Regelungen ab. So sollten Elektro- und Heizungsinstallationen zum Beispiel immer dem Experten überlassen werden, wenn der Bauherr nicht selbst vom Fach ist.Neben den eigenen Fähigkeiten gilt es zunächst das verfügbare Zeitbudget abzuschätzen: Wie viele Stunden können wann für welche Arbeiten aufgewendet werden? Da sich die Arbeiten meist über einen längeren Zeitraum hinziehen, sollte diese Einschätzung sehr realistisch erfolgen. Hauruck-Aktionen mit schlaflosen Nächten gehen mal, über Monate funktionieren sie nicht. Im schlechtesten Fall leidet sonst neben der Bauqualität auch der Familienfrieden.
Einspar-Potential
Eine gute Basis ist, sich zunächst eine Übersicht über die anfallenden Arbeiten zu verschaffen. Manche Tätigkeiten sind arbeits- und damit lohnintensiv, bei anderen steckt der Großteil der anfallenden Kosten im Material. Wer über ausreichend Zeit verfügt, sollte sich eher auf die arbeitsintensiven Tätigkeiten konzentrieren. Dazu zählen Teile des Trockenbaus – zum Beispiel die Bearbeitung und Verlegung von Rigips-Platten. Auch das Verlegen von Fliesen und Laminat sowie die am Ende anfallenden Malerarbeiten könnten in Eigenregie erfolgen – mit hohem Sparpotential. Wer sich die notwendigen Roh- und Putzarbeiten zutraut, wird ebenfalls einige Tausender in der Tasche behalten. Immerhin entfällt auf den Rohbau eines Hauses rund die Hälfte der gesamten Baukosten, wovon wiederum nur rund 40 Prozent ins Material gesteckt werden müssen.
Wer sich an die Türen und Fenster wagt, braucht fundierte Kenntnisse und Zeit. Hier stellt sich auch das Material-Lohn-Verhältnis anders dar, denn rund 75 Prozent der Kosten entfallen auf das Material. Die Einsparungen sind in diesem Bereich somit geringer. Zudem bedarf es bei einer Vielzahl von Arbeitsschritten an Fachkenntnis und präziser Vorgehensweise. Bauherren in Eigenregie sollten auf Grund des möglichen Sparpotenzials keinesfalls ihr eigenes Können überschätzen, sondern lieber versierte Handwerker zu Rate ziehen.
Als Faustregel gilt: Zehn bis 15 Prozent der Gesamtkosten können durch Eigenleistung eingespart werden, ohne sich selbst und die Familie zu überfordern. Wer mehr will, sollte gut kalkulieren.
Helfer
Ohne die Hilfe von Freunden und Verwandten geht beim Bau oft nichts. Es mangelt dann nicht nur an Arbeitskräften, sondern auch an der Motivation. Gemeinsam arbeitet und feiert es sich eben leichter.Bevor sich die Baustelle mit dem arbeitswilligen Freundeskreis füllt, sollten allerdings einige Vorkehrungen getroffen werden. Schließlich will sich der Bauherr später nicht wegen der Beschäftigung von Schwarzarbeitern belangen lassen oder im tragischen Schadensfall lebenslang auf Schulden sitzen bleiben.
Versicherung
Grundsätzlich gilt: Helfer – auch die unentgeltlichen – müssen bei der Berufsgenossenschaft Bau innerhalb einer Woche nach Baubeginn angemeldet werden. Wer dies versäumt, verletzt seine Bauherrenpflichten als „Unternehmer nicht gewerbsmäßiger Bauarbeiten“ und zahlt im Schadensfall selbst. Ist die Anmeldung erfolgt, greift ein umfassender Versicherungsschutz, der den Weg zur Baustelle mit einschließt. Übernommen werden alle notwendige Heil-Behandlungen und gegebenenfalls auch Renten. Kostenlos ist diese Absicherung allerdings nicht. Die Höhe der fälligen Zahlungen richtet sich nach der Arbeitszeit des Helfers und dem jeweiligen Satz der zuständigen Genossenschaft. Die Größenordnung liegt bei rund 1,50 pro Person und Arbeitsstunde.Natürlich gibt es Ausnahmen, vor allem wenn tatsächlich nur kurz die Hilfe eines Verwandten in Anspruch genommen wird. Summieren sich diese Gefälligkeiten jedoch auf 40 Stunden oder mehr, ist eine Anmeldung zwingend.
Legalität
Bleibt die Frage, wann die Hilfe des Freundes oder Nachbarn in illegale Schwarzarbeit mündet – wobei das eigene Gefühl hier selten trügt. Wer den sympathischen Maurer auch am Wochenende willkommen heißt, und ihn dann bar bezahlt, hat die rechtliche Grenze klar überschritten. Den meisten Sündern ist das auch bewusst.Die Strafen für Schwarzarbeit sind empfindlich, die Bußgelder hoch. Kein Wunder, gehen dem Staat doch jährlich viele Milliarden Euro an Steuern durch die illegale Beschäftigung verloren. Und im schlimmsten Fall findet sich der pflichtvergessene Bauherr sogar im Gefängnis wieder.
Wer seine freiwilligen Helfer bei der BG Bau gemeldet hat, wird kaum in den Verdacht der illegalen Beschäftigung geraten. Und für die Hilfe des Nachbarn einen gewissen Obolus zu zahlen, ist sogar legitim. Wie so oft, ist Fingerspitzengefühl gefragt. Wer nach Stunden und Gewerk abrechnet, zahlt im Grunde einen Lohn. Wer zur warmen Mahlzeit 20 Euro reicht, bedankt sich für die Hilfe. Die Grenzen sind fließend. Wer sein Inneres ehrlich befragt, wird sie aber deutlich erkennen.
Bilder) ©Flickr - pixel0908 / CC BY-ND 2.0