Heizen und Lüften

Das „Kalte Nahwärmenetz“ ist nicht immer der Königsweg!

Heizungstechnik / Heizen & Lüften:  Die Energiekosten steigen rasant. Bauherren sowie Haus- und Wohnungsbesitzer überlegen und vergleichen, mit welchem Heizsystem sich Energieverbrauch, Ausgaben sowie CO2-Emissionen spürbar und schnell reduzieren lassen. Aber: Immer mehr Haushalte können aufgrund von Vorgaben gar nicht mehr frei über ihre Heizungstechnik und damit auch über die Art des bevorzugten Energieträgers entscheiden. Sie sind stattdessen an zentrale Wärmenetze und -verträge langfristig gebunden.

 

Was sind "Kalte Nahwärmenetze"?

In immer mehr Neubaugebieten wird das Konzept des "Kalten Nahwärmenetzes" als Königsweg einer umweltfreundlichen, zentralen Energieversorgung genannt. Und so funktioniert es: Rund 100 Meter tief unter der Erdoberfläche hat der Untergrund ganzjährig eine Temperatur von etwa zehn bis zwölf Grad Celsius. Die Kalte Nahwärme nutzt diese konstante, niedrige Temperatur und fördert die Sole über Erdsonden und eine Ringleitung zu den einzelnen Häusern. Die Abnahmestelle im Gebäude dockt an diese Ringleitung an, eine Wärmepumpe hebt die Sole auf die gewünschte Temperatur. Prof. Joachim Seifert und Dr. Paul Seidel von der TU Dresden haben Vor- und Nachteile des Konzepts in einer praxisorientierten Studie untersucht. Demnach ist das System eher nicht geeignet, wenn das zu versorgende Gebiet eine hohe Wärmebedarfsdichte aufweist, die nicht vollständig aus regenerativen Quellen gedeckt werden kann, oder wenn die Einbindung von erneuerbaren Energien nicht oder nur schwer möglich ist. Auch für den Zentralverband Sanitär Heizung Klima (ZVSHK) sind Kalte Nahwärmenetze aufgrund höherer Investitionskosten für die Wärmeerzeugung aus dem Erdreich und für die erforderliche Technik in Gebäuden nicht automatisch die Königslösung. Man sollte das Konzept stets mit sofort klimafreundlichen, individuellen Heizungs- und Ofenlösungen vergleichen.

Von der Kommune angebotene Netzanschlüsse genau prüfen

Verbraucher müssen bei einer zentralen Wärmeversorgung vorgegebene Verträge und Preise akzeptieren, sie können in der Regel die Verträge nicht kündigen und nicht von Einkaufs- und Bevorratungsvorteilen oder staatlichen Förderungen profitieren. Mit einer dezentralen Lösung können Haushalte auf flexible, effiziente Heizungs- und Ofentechniken unter Einbindung vielfältig kombinierbarer Energien wie Holz, Bio- beziehungsweise synthetische Brennstoffe und Sonne setzen. Wem von der Kommune ein Wärmenetzanschluss neu angeboten wird, der sollte diese Verträge genau prüfen und nicht unbesehen unterschreiben.

Quelle: BERRYCOMM Jürgen Bähr
Foto: djd/Allianz Freie Wärme/iStockphoto/Alex Raths