Dekoration

Welche Naturstoffe sollte man für Teppiche und Teppichböden auswählen?

Naturstoffe für TeppicheWohnen und Einrichten:  Teppiche sind aus dem modernen Wohnzimmer als Fußbodenbelag nicht wegzudenken. Fast zwei Drittel aller Bodenbeläge in Deutschland sind Teppichböden. Ursprünglich waren Teppiche auch als Wandbekleidungen verwendet worden; diese Verwendung ist heute nur noch in orientalischen Ländern anzutreffen. Man kann die Teppiche nach ihrer Herstellungsweise und nach dem verwendeten Material unterscheiden. Es gibt drei Grundtechniken der Teppichfertigung, das Knüpfen, das Wirken und das Weben. Bei der Materialauswahl ist das Angebot erheblich größer.

 

Materialauswahl für Teppiche

Der Teppichkäufer muss sich zuallererst entscheiden, ob er seinen Teppich oder Teppichboden aus Naturbelägen oder aus Kunststoffen gefertigt haben möchte. An Naturstoffen werden hauptsächlich Baumwolle, Jute, Kokos, Kork, Sisal und Wolle verwendet. Die wichtigsten künstlichen Teppichmaterialien sind Nylon, Polyester, Polypropylene und Viskose.

Natürliche Materialien für die Teppichherstellung

Naturteppiche sind besonders umweltfreundlich, denn für die Herstellung wird nur minimal Primärenergie eingesetzt. Die Materialien wachsen in der Regel schnell nach und erzeugen keine giftigen Nebenwirkungen. Baumwolle, Jute, Kokos, Kork, Sisal und Wolle sind die am häufigsten verwendeten natürlichen Materialien für die Teppichherstellung. Aber auch Haargarn, Leinen, Papier, Seegras und Bambus finden immer mehr Anhänger. Sie verkörpern den Wunsch nach schadstofffreiem Wohnen und verwirklichen die Vorstellungen von gesundem Raumklima, Gemütlichkeit und Wohlbefinden. Nachstehend ein Überblick über die Herstellung und Verwendung der verschiedenen Naturstoffe der Teppichbodenarten.

Baumwolle als Teppichmaterial

Baumwolle ist eine Pflanze aus der Gattung der Malvengewächse, somit ein nachwachsender Rohstoff, und wird auf der ganzen Welt angebaut. Die heute verwendeten Baumwollpflanzen sind hochgezüchtet und produzieren mehr Fasern, als die Wildformen der Baumwollpflanze. Die Baumwollfasern sind denn auch das Objekt der Begierde für die Baumwollzüchter. Aus den Fasern wird der Rohstoff für die Teppichanfertigung hergestellt.

Baumwollfasern bestehen zum größten Teil aus Zellulose, wodurch sich auch die hohe Reißfestigkeit der Baumwolle erklären lässt. Baumwollfasern haben den Vorteil, besonders langlebig und strapazierfähig und vor allem besonders gut verträglich für Allergiker zu sein. Die Verwendungsmöglichkeit der Baumwolle als Belag für den Fußboden ist erst seit dem Ende der 60er Jahre erkannt worden.

Jute als Teppichmaterial

Jute ist eine Bastfaser, die aus zwei verschiedenen Arten der Corchorus-Pflanze erzeugt wird. Biologisch handelt es sich bei Jute um ein einjähriges, krautartiges Gewächs aus der Familie der Lindengewächse, dass im feuchten, tropischen Klima Afrikas und Asiens zuhause ist und dort auch für seine Verwendung bei uns angebaut wird. Ähnlich wie bei Flachs oder Hanf werden aus den Stängeln der Corchorus-Pflanze durch Wässerung und anschließende Lufttrocknung die Jute-Bast-Fasern gewonnen.

Was zeichnet die Jute gegenüber anderen Naturmaterialien aus? Da sind zuerst einmal seine klimaregulierende Wirkungsweise, sein Einfluss auf ein gesundes Wohnklima und die hohe Dehnfähigkeit zu nennen. Weiterhin ist das Naturmaterial sehr schall- und wärmedämmend. Hinzu kommt seine hohe Trittelastizität und Strapazierfähigkeit sowie seine antistatische Wirkung. Für die Ökobilanz wichtig ist die biologische Abbaubarkeit und die Nachhaltigkeit dieses nachwachsenden Rohstoffs.

 


Neben den genannten Vorteilen ist die Jutefaser auch sehr gut zu färben und bietet mit seinem weichen und seidigen Glanz einen idealen Verwendungsbereich für Wohntextilien und Teppiche.

Kokosfasern als Teppichmaterial

Kokosfasern werden aus der äußeren Hülle der Kokosnuss hergestellt. Man nennt sie auch Coir. Die Fasern selbst werden aus der äußeren Umhüllung der unreifen Früchte der Kokosnuss, dem sogenannten Mesokarp, gewonnen.

Die Kokosfasern bestehen hauptsächlich aus Lignin und Zellulose. Diese beiden Stoffe sorgen dafür, dass die Kokosfasern einerseits fest sind, andererseits aber auch sehr dehnbar (bis zu 40%). Die Kokosfasern sind aufgrund ihrer biologischen Zusammensetzung sehr langlebig, Wärme isolierend, schallschluckend, antistatisch und schwer entzündlich. Auch bei intensivem Gebrauch weist die Kokosfaser eine hohe Abriebfestigkeit auf. Für den modernen Hausbau ist es auch wichtig, dass die Kokosfasern  Ökologisch sind die Kokosfasern insofern wertvoll, weil sie unempfindlich gegen Pilz- und bakteriellen Befall sind und selbst monatelange Feuchtigkeit überdauern, ohne sich zu zersetzen oder anderweitig geschädigt zu werden. Hauptsächlich werden die Kokosfasern industriell in Sri Lanka gefertigt.

Kokosfaserteppiche werden aufgrund der Strapazierfähigkeit überwiegend in stark beanspruchten Zonen des Hauses, wie Flure und Eingangsbereiche eingesetzt.

Kork als Teppichmaterial

Das Teppichmaterial Kork wird aus der Rinde der Korkeiche gefertigt. Der für diese Zwecke benötigte Kork stammt überwiegend aus der Rinde von Korkeichen in Portugal und Spanien, aber auch anderen Mittelmeerländern. Mehrere Jahrzehnte lang können die Bäume alle acht bis zehn Jahre geschält werden, ohne dass es dem Baum dabei an die Substanz geht. Die geschälte Rinde dieser Eichen, aber auch alte Flaschenkorken aus Kork, werden geschrotet und zu einem Granulat zerkleinert und dann zu Ballen, Platten oder Blöcken gepresst.  

Korkfußböden werden aufgrund ihrer bauphysikalischen Vorteile, die mit unzweifelhaften ökologischen Vorteilen vereint sind, beim modernen Hausbau immer häufiger eingesetzt. Ein fußwarmer Korkfußboden verbreitet eine Wohlfühlatmosphäre und hat dabei noch weitere Vorteile, wie Rutschfestigkeit, Elastizität, Trittschalldämmung und hohe Widerstandskraft. Als Naturstoff ist der Korkboden zu 100% biologisch abbaubar.

Es gibt drei Arten von Korkbodenbelägen, nämlich Kork-Fliesen, Kork-Fertigparkett und Korkmosaik. Korkfußbodenbeläge werden in allen Wohnräumen und Schlafräumen und zwischenzeitlich auch in Küchen und Bädern verwendet. In Feuchträumen sollte der Korkfußboden allerdings nicht unbehandelt verlegt werden.

Sisal als Teppichmaterial

Die Sisalfaser wird aus der Agaven-Art Agave sisalana gewonnen. Sie war  ursprünglich in der mexikanischen Provinz Chiapas beheimatet, ist heute jedoch auch in den trockenen Regionen von Brasilien, der Karibik, China, Südostasien und Afrika beheimatet. Die Agavenpflanze wird bis zu 2 m hoch. Die annähernd weiße Sisalfaser wird heute überwiegend maschinell geerntet. Dabei wird die Faser vom Blatt getrennt, an der Sonne getrocknet und zu 250 kg schweren Ballen verarbeitet. Für einen derartigen Ballen muss man bis zu 10.000 Blätter verarbeiten.

Sisalteppiche haben viele hervorragende Eingenschaften und können daher in allen Wohnräumen des Hauses verlegt werden. Sie stehen für ein gesundes Raumklima, Robustheit, Reißfestigkeit, Strapazierfähigkeit und sind schwer entflammbar, schmutzabweisend, antistatisch und wärmedämmend.

Sisal-Teppiche eignen sich ausgezeichnet für die Verwendung auf Laminatböden oder Parkett Fußböden. Es gibt sie auch in Kombination mit Leinen und Baumwolle.

Wolle als Teppichmaterial

Wenn man über Wolle als Teppichmaterial spricht, ist meist die Schafwolle gemeint. Schafwolle besteht überwiegend aus Eiweiß-Substanzen, wodurch sich eine hohe Elastizität ergibt. Daraus ergibt sich, dass man Wollfasern ziehen, dehnen und strecken kann und sie trotzdem immer wieder in ihre ursprüngliche Lage zurückfallen. Die Wollfaser bleibt immer elastisch und strapazierfähig. Die ganze Wollfaser wird von einem hauchdünnen Häutchen, der Epicuticula, umhüllt. Dieses Häutchen bewirkt, dass Wasser in Tropfen abrollt und nur in verdunsteter Form eindringen kann.

Schafwolle wird gewebt, geknüpft oder getuftet, d.h. Sie wird in ein bereits fertiges Gewebe eingearbeitet. Weil beim Tuften Schlingen entstehen, nennt man das Produkt auch Schlingenware. Durch das Aufschneiden der Schlingen entsteht wiederum der sogenannte Velours. Aus Wolle gefertigte Bodenbeläge sind äußerst haltbar und von bleibender Elastizität.

Schafwollteppiche erfüllen hohe ökologische Ansprüche. Sie sorgen für eine   gesunde Raumluft durch ihre Wirkung als natürliche Klimaanlage durch die  Regulierung der Luftfeuchtigkeit. Die Schurwolle dämmt außerdem den Schall und ist, wie oben beschrieben, so elastisch, dass Druckstellen schnell wieder verschwinden. Ideal also für stark genutzte Räume wie Kinderzimmer.

Quelle: Tipps24-Netzwerk - HR
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