Großer Erfolg für deutsche Energieforschung
Energie / Strom: Vertreter von Politik und Wirtschaft haben das hocheffiziente kombinierte Gas- und Dampfkraftwerk (GuD) in Irsching bei Ingolstadt eingeweiht. Mit High-Tech-Komponenten wie der neuesten Gasturbine aus dem Hause Siemens ist das Kraftwerk das modernste seiner Art. Die Gesamtleistung beträgt 561 Megawatt und der elektrische Wirkungsgrad liegt weltweit erstmals bei über 60 Prozent. Weitere technologische Innovationen ermöglichen zudem eine flexible Reaktion des Kraftwerks auf schwankende Stromnachfragen.
Für den Staatssekretär im Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie (BMWi), Jochen Homann, ist Irsching ein Erfolg des Energietechnologiestandortes Deutschland: "Das neue Kraftwerk liegt in mehrfacher Hinsicht auf der Linie des Energiekonzepts der Bundesregierung. Neben dem Ausbau von Stromnetzen und Speichern brauchen wir auch effiziente und flexible Kraftwerke, um eine sichere Energieversorgung zu jeder Zeit zu garantieren." Zukunftsfähige Kraftwerkstechnologien sind ein Themenschwerpunkt im neuen Energieforschungsprogramm der Bundesregierung, das unter der Federführung des BMWi im August 2011 verabschiedet wurde. Im Rahmen des Programms werden auch hocheffiziente, flexible und emissionsarme Kraftwerkstechnologien gefördert. Diese Kraftwerke sind für die Systemstabilität der deutschen Energieversorgung erforderlich. Darüber hinaus stellen diese Technologien wichtige Exportprodukte dar. So gehen etwa 80 Prozent aller in Deutschland gefertigten Turbomaschinen ins Ausland. Der deutsche Weltmarktanteil stieg in den letzten 25 Jahren von 15 auf über 30 Prozent an. Die technologischen Grundlagen für diese neue Kraftwerksgeneration gehen auf Entwicklungen seit Ende der 1990er Jahre zurück. Das BMWi hat diese Entwicklungen im Rahmen der Energieforschung flankiert und mit rund 19 Millionen Euro gefördert.
Taufe des GuD-Kraftwerks Ulrich Hartmann
Das neue Kraftwerk bei Ingolstadt trägt den Namen „Kraftwerk Ulrich Hartmann“. Damit setzt der Betreiber EON eine Tradition aus den Zeiten seiner Vorgängerunternehmen fort, technisch wegweisende Kraftwerke nach Persönlichkeiten zu benennen, die sich besondere Verdienste um das Unternehmen erworben haben. Ulrich Hartmann war über 39 Jahre für EON tätig, zuletzt als Aufsichtsratsvorsitzender. Innovative Weiterentwicklungen auf dem Gebiet der Turbinen- und Kesseltechnik in Verbindung mit bewährter Technologie ermöglichen im Kraftwerk Ulrich Hartmann höhere Verbrennungstemperaturen als in bisherigen Gas- und Dampfkraftwerken und damit den erhöhten Wirkungsgrad. Diese hohen Temperaturen werden in der Gasturbine durch fortschrittliche Schaufelwerkstoffe, hitzebeständige Beschichtungen und eine optimierte Luftkühlung der Turbinenschaufeln beherrscht. Die Turbine verfügt über eine hohe Lastwechselfähigkeit, das heißt, die Stromproduktion kann flexibel und schnell an veränderten Bedarf angepasst werden.
Siemens übergab Weltrekord-Anlage an EON
Mitte September haben hochrangige Vertreter von EON und Kraftwerksbauer Siemens Block 4 des Kraftwerks Irsching im Beisein des bayerischen Ministerpräsidenten Horst Seehofer feierlich eingeweiht und getauft. Im kommerziellen Betrieb läuft die 561-MW-Anlage (netto) bereits seit Juli 2011 und hat inklusive der vorangegangenen Testphase inzwischen rund 9.000 Betriebsstunden erreicht. Dank des Weltrekord-Wirkungsgrads von 60,4 Prozent und der niedrigen Stickoxid-Emissionen ist Irsching 4 das weltweit umweltfreundlichste Kraftwerk, das fossile Brennstoffe in Strom umwandelt. Die Anlage verbraucht im Vergleich zum Durchschnitt der derzeit weltweit installierten GuD-Anlagen ein Drittel weniger Erdgas pro erzeugter Kilowattstunde und emittiert rund ein Drittel weniger Kohlendioxid. Darüber hinaus zeichnet sich die Anlage durch hohe Betriebsflexibilität aus, was vor dem Hintergrund der zunehmenden Einspeisung fluktuierenden Windstroms immer wichtiger wird. Dr. Michael Süß, CEO Siemens Energy Sector, sagte in seiner Eröffnungsrede: „Ich verspreche Ihnen, wir von Siemens werden weiter forschen und entwickeln. Dieser Spitzenwirkungsgrad ist noch nicht das Ende unserer Bestrebungen.“
Quelle: BINE Informationsdienst