Kreditkrise: Baubranche könnte schon bald am stärksten betroffen sein
Atradius veröffentlicht Studie zu globalen Auswirkungen der Subprime Krise auf Unternehmen
Baufinanzierung: 64 Prozent der Unternehmen aus der Baubranche weltweit gehen davon aus, dass der Druck durch die Kreditkrise für ihr eigenes Unternehmen zunehmen wird. 73 Prozent erwarten eine Verschlechterung der Situation für ihre gesamte Branche. In keinem anderen Sektor rechnen mehr Unternehmen mit verschärften Auswirkungen der Kreditkrise.Weltweit sind bereits 45 Prozent der Unternehmen aus der Baubranche von den Auswirkungen der Finanzkrise betroffen. Die Branche ist nach dem Energiesektor (51 Prozent) zusammen mit Konsumgütern und Mischkonzernen bereits mit am stärksten in die Krise involviert.
Auswirkungen spürt die Baubranche unter anderem bei der Kreditfinanzierung. 53 Prozent der befragten Unternehmen gaben an, dass sich die Vergabe sowohl von kurzfristigen als auch von langfristigen Krediten moderat beziehungsweise signifikant verschärft hat. 45 Prozent der Bauunternehmen weltweit haben nicht zuletzt deshalb bereits ihre Zahlungsmodalitäten geändert und gewähren ihren Kunden nun kürzere Laufzeiten bis zur Begleichung der Rechnung.
Dies sind Ergebnisse einer internationalen Studie zur globalen Finanzkrise von Atradius, einem weltweit führenden Anbieter von Kreditversicherungen und Inkassodiensten. Für die Studie hat Atradius 2.500 Unternehmen aus Europa, Nordamerika und Australien befragt. Die Erhebung erfolgte branchenübergreifend in insgesamt 14 Ländern. „Die überraschende Veränderung der Risikolage rund um die Finanzmarktkrise hat gezeigt, dass sich Risiken unvorhergesehen und plötzlich verschärfen können. Das spüren die Unternehmen deutlich. Die Ergebnisse der Studie werden Unternehmen aus verschiedenen Ländern und Branchen helfen, sich auf diese Risiken besser vorzubereiten“, sagt Dr. Peter Ingenlath, stellvertretender Vorstandsvorsitzender und Chief Risk Officer von Atradius.
Um das Risiko zu mindern, gaben 89 Prozent der befragten Unternehmen aus der Baubranche an, dass sie Instrumente zur Absicherung ihrer Forderungen einsetzen. Die meisten nutzen dabei Vorkasse, Zahlung bei Bestellung bzw. Lieferung (47 Prozent), Zahlungsgarantien (32 Prozent) und die Kreditversicherung (25 Prozent).
Stärkerer Druck wird branchen- und länderübergreifend erwartet
Den Trend zu verschärften Auswirkungen der Kreditkrise bestätigen die deutschen Unternehmen branchenübergreifend. „Damit steigt für alle Unternehmen die Notwendigkeit, ihre Risiken durch geeignete Maßnahmen zu minimieren“, sagt Ingenlath. Denn: 45 Prozent der deutschen Unternehmen erwarten, dass ihre Geschäfte in Zukunft von der Finanzkrise betroffen sein werden. Aktuell sind es derzeit aber nur 25 Prozent der deutschen Unternehmen, die bereits betroffen sind. Damit steht Deutschland im Vergleich zu seinen europäischen Nachbarn (Durchschnittlich 31 Prozent) besser da. Mit der Schweiz (22 Prozent), den Niederlanden (21 Prozent) und Schweden (7 Prozent) weisen nur drei Länder in diesem Punkt niedrigere Quoten auf.
Interessantes Faktum für Deutschland: Trotz des relativ geringen Einflusses der globalen Finanzkrise auf das Geschäft fühlte nahezu die Hälfte der deutschen Unternehmen Einschränkungen bei der kurzfristigen Kreditfinanzierung. „Das ist ein Wert, wie er sonst nur in den von der Finanzkrise stärker getroffenen Ländern verzeichnet wird“, so die Atradius-Experten. Entsprechend erwarten die deutschen Unternehmen hier eine weitere Verschärfung der Bedingungen.
USA vor der Rezession – Nord- und Zentraleuropa gut behauptet
Unternehmen aus den USA (68 Prozent) und Mexiko (60 Prozent) spüren die Auswirkungen der Kreditkrise am deutlichsten. In Europa sind Italien (58 Prozent), Großbritannien (46 Prozent) und Spanien (44 Prozent) am meisten gefährdet. Am anderen Ende der Skala stehen die nord- und zentraleuropäischen Staaten.
Insgesamt wird aus der Atradius-Studie deutlich, dass die Kreditkrise – ausgehend von Nordamerika – nun auch zunehmend auf Unternehmen in anderen Ländern und Branchen übergreift. Die aktuelle Finanzkrise allein ist allerdings nach Einschätzung der Experten kein ausreichender Grund, um dort eine Rezession auszulösen. „Deutsche Unternehmen sehen die Auswirkungen der Kreditkrise derzeit gelassen, spüren aber, dass dies eine trügerische Sicherheit ist“, sagt Dr. Peter Ingenlath. Zurzeit gebe es etliche zusätzliche Einflussgrößen wie die steigenden Energie- und Agrarpreise, die als negative Verstärker der Krise wirken. „Je nach volkswirtschaftlichem Gesundheitsgrad werden die Länder dabei unterschiedlich hart getroffen. Insbesondere die USA stehen vor einer Rezession, während sich Nord- und Zentraleuropa noch sehr gut behaupten können“, so Ingenlath weiter. In fast allen Ländern seien aber einzelne Wirtschafssektoren in Mitleidenschaft gezogen.
Quelle: atradius.com