Sinken die Strompreise in den nächsten Monaten wirklich?
Energie / Strom: Nachdem die Strompreise seit Ende der 90er Jahre kontinuierlich gestiegen sind, machen jetzt Andeutungen der großen Stromversorger Hoffnungen auf eine erstmalige Senkung der Stromkosten. Sind diese Hoffnungen berechtigt? Eine exakte Prognose darüber ist derzeit nicht möglich. Nachstehend haben wir die Fakten zusammengetragen, die bei der Bildung des Strompreises eine Rolle spielen, damit sich jeder selbst ein Bild über die zukünftige Entwicklung des Strompreises machen kann.
Wie setzt sich der Strompreis überhaupt zusammen?
Wer glaubt, dass die Stromkonzerne den größten Einfluss auf die Strompreise haben, der irrt. Im vergangenen Jahr (2014) konnten die Stromversorger nicht einmal ein Viertel der Stromkosten in ihre eigene Tasche stecken. Nur knapp 24 % des Preises entfielen auf Kosten der Energieerzeugung und des Vertriebs. Kostentreiber sind die Netzkosten mit ca. 23%, die EEG-Umlage mit rund 22% und die Steuern (Umsatzsteuer und Stromsteuer) mit zusammen fast 23%. Die restlichen Kosten entfallen auf Konzessionsabgaben, Offshore-Umlage und andere.Copyright: Benutzer:Kino (BDEW) CC BY-SA 3.0 de
Strompreisentwicklung an der Strombörse
Die Stromversorger beziehen ihren Strom zu etwa einem Viertel von der Strombörse. Hauptsächlich bestehen Liefervereinbarungen, neben dem Börsenangebot, auf mehrere Jahre mit verschiedenen Anbietern. Der Preis an der Leipziger Strombörse (European Energy Exchange) für eine kWh betrug in den letzten Jahren zwischen 3,5 und 4,5 Cent. Am 01.01.2015 sank der Preis erstmals unter 1 Cent und wurde am 2.1.15 mit 0,445 Cent. pro kWh notiert. Ob der Verbraucher davon profitiert ist ungewiss, denn je geringer der Strompreis ist, desto höher wird die EEG-Umlage. Die verkorkste und vom Lobbyismus beeinflusste Energiepolitik der verschiedenen Bundesregierungen sorgt also dafür, dass der Verbraucher durchschnittlich das 50fache der Erstehungskosten für eine kWh Strom bezahlt.Steigt oder sinkt die EEG-Umlage?
Die EEG-Umlage wurde als neue Geldquelle für die Bezahlung der Förderung von erneuerbaren Energien ins Leben gerufen. Sie ist die Summe, die der Stromkunde zahlen muss, um die Differenz zwischen dem auszugleichen, was die Lieferanten von erneuerbarer Energie für ihren Strom erhalten und was der Strom an der Börse kostet. Geht nun der Börsenpreis zurück, müsste dadurch die EEG-Umlage steigen. Da sich der Staat bei den Einnahmen immer gut bedient, hat er sich im vergangenen Jahr verschätzt und rund 1,5 Milliarden EURO zu viel eingenommen. Dies Geld soll nun nicht zurückgezahlt werden, sondern die EEG-Umlage für 2015 wohl um 0,07 Cent pro kWh gesenkt werden. Dieser Rückgang wirkt sich für den Durchschnittsverbraucher nach verschiedenen Schätzungen der Experten um rund 3 € – 35 € pro Jahr aus.Stromkostensenkung durch Selbsthilfe
Jeder Verbraucher kann, nachsem er sich genügend über die Flickschusterei der Energiepolitik erregt hat, selbst versuchen, seine Stromkosten zu senken. Hierzu gehört es allemal, die im Internet angebotenen Stromrechner zu nutzen. Empfehlenswert ist aus unserer Sicht der Rechner unter maingau-energie.de/stromrechner, der einen Stromverbrauch-Rechner, einen Strompreisrechner und einen Stromvergleichsrechner beinhaltet. Aber auch das eigene Verhalten hinsichtlich des Stromverbrauchs sollte überdacht werden. Haushaltsgeräte, die heute anhand der Energieeffizienzangaben leicht als Energiesparer erkannt werden können sollte man auswechseln, wenn sie nicht mindestens der Energieeffizienzklasse A+ angehören. Mehr Informationen darüber finden Sie bei uns in der Rubrik Energiesparen.Andere Effekte, die den Strompreis beeinflussen
Hauptpreistreiber des Strompreises ist der Staat. Seit dem Jahr 2000 steigen die Steuern, Umlagen und Abgaben kontinuierlich an und werden im Jahr 2015 mehr als 50% des Strompreises ausmachen.Daneben fallen die Netzentgelte oder Netznutzungsgebühren als hohe Preiskomponente ins Gewicht. Rund ein Fünftel des Strompreises entfällt auf die Netznutzungsgebühren und Achtung Verbraucher, diese Gebühren sollen im Lauf des Jahres 2015 um durchschnittlich 2 Prozent, in manchen Regionen auch bis zu 10 Prozent steigen. Erklärt werden diese Preiserhöhungen mit den hohen Investitionen der Netzbetreiber für die Weiterleitung der Alternativenergien in die vorhandenen Stromnetze und den Ausbau der großen Stromtrassen.
Fazit:
Es gibt genügend Anhaltspunkte für eine Absenkung der Strompreise, aber es wurden auch verschiedene Geschütze in Stellung gebracht, die eben dieses verhindern sollen. Der Verbraucher kann sich nur durch Preisvergleiche und Anbieterwechsel zumindest für kurze Zeit vor weiteren Preiserhöhungen schützen.
Quelle: Tipps24-Netzwerk - HR
Foto: CC0 Public Domain