Deutsche Handybesitzer werden bei Mobilfunkpreisen abgezockt
Wohnen und Einrichten / Kommunikation: Ob Frankreich, Großbritannien, Schweden oder Finnland: Fast überall in der EU ist das mobile Telefonieren und Surfen mit LTE deutlich billiger als in Deutschland. Während die Smartphone-Nutzer hierzulande nur vier Gigabyte (GB) Datenvolumen für 35 Euro bekommen, erhalten sie für das gleiche Geld in Frankreich 50 GB - und damit zwölf Mal mehr. Das zeigt die Studie "Digital Fuel Monitor" der finnischen Unternehmensberatung Rewheel für April 2016.
Auch machen Mobilfunkanbieter in jeden EU-Land unterschiedliche Preise: Vodafone-Kunden zahlen in Großbritannien beispielsweise 30 Euro für 20 GB mit LTE-Geschwindigkeit.
In Deutschland müssen Kunden für dasselbe Paket 92 Euro berappen. Ein aktueller Vergleich zwischen den Mobilfunkmärkten in Österreich und Deutschland belegt den drastischen Kostenunterschied beim mobilen Telefonieren - auch ohne LTE: Demnach zahlen die Handynutzer für mobile Daten in Deutschland derzeit vierzehn Mal so viel wie in Österreich. Das geht aus einer aktuellen Marktstudie des Telekommunikationskonzerns Mass Response GmbH (Wien) hervor, zu dem auch der MVNO-Mobilfunkanbieter spusu zählt.
"Deutschland hinkt hinten nach"
Das hat Auswirkungen auf das Surfverhalten: Während Handynutzer in Deutschland pro SIM-Karte nur ein Datenvolumen von 433 Megabytes im Monat nutzen, verbrauchen sie in Österreich zum Surfen mehr als zwei Gigabyte mit Highspeed pro SIM-Karte, ergab die Studie. "Deutschland ist bei der Handynutzung aufgrund der extrem hohen Preise noch immer Entwicklungsland", sagt der Wettbewerbsrechtler Julian Wachinger bei der Kanzlei rwzh Rechtsanwälte. "Dies hat massive Auswirkungen auf den Wirtschaftsstandort Deutschland und vor allem auch den E-Commerce."
Kein deutsches Mobilfunknetz für MVNO-Anbieter
Der MVNO-Mobilfunkanbieter spusu kritisiert in diesem Zusammenhang den fehlenden Marktzugang für das Unternehmen in Deutschland. "Auch deutsche Handynutzer haben ein Recht auf günstiges Surfen, Telefonieren und Simsen", sagt Karl Katzbauer, Head of MVNO international bei spusu: "Daher wollten wir schon vor der Fußball-Europameisterschaft unsere Tarife wie zum Beispiel 3,5 GB Daten für 9,98 Euro und ohne versteckte Kostenfallen nach Deutschland
bringen."
Negative Auswirkungen auf den gesamten Markt
Doch als Mobile Virtual Network Operator verfügt spusu über kein eigenes Mobilfunknetz und ist daher auf die Kooperation mit einem Netzbetreiber angewiesen, um in den deutschen Markt kommen zu können. In diesem Zusammenhang kritisiert das Unternehmen den deutschen Marktführer scharf, denn die Pläne von spusu in Deutschland Fuß zu fassen, werden von der Telefónica Deutschland seit mehreren Jahren offensichtlich ausgebremst. "Die Fusion von o2 und E-Plus wurde von der EU-Kommission nur unter der Bedingung genehmigt, dass Telefónica Deutschland, als Mutterkonzern von o2, unter anderem auch Mobile Virtual Network Operator ans Netz nimmt: Bisher weigert sich das Unternehmen jedoch, diese Fusionsbedingungen umzusetzen", ärgert sich Katzbauer und erklärt: "Der deutsche Mobilfunkmarkt leidet unter extremen wettbewerbshemmenden Bedingungen, die durch die
Implementierung von neuen und eigenständigen Anbietern aufgebrochen werden könnten."
Dass mehr Anbieter ein Plus für den deutschen Mobilfunkmarkt wären, zeigt sich am Beispiel Österreich, wo mit dem Start von spusu im Juni 2015 die Allmacht der Großbetreiber stark reguliert werden konnte. "Dies führte zu einer deutlichen Belebung des Mobilfunkmarktes, von dem nicht nur vor allem die Handynutzer stark profitierten, sondern auch ein wirtschaftlicher Auftrieb in nur kürzester Zeit verzeichnet wurde. Vergleicht man den rasanten Aufstieg von spusu in Österreich mit Deutschland würde das bedeuten, dass der Mobilfunkanbieter rund 1.000 neue Arbeitsplätze in den nächsten fünf Jahren schaffen könnte", informiert Katzbauer weiter.
Beschwerde stößt auf taube Ohren
Trotz mehrmaligen Einwänden, mit hinreichenden und nachvollziehbaren Argumenten, sieht die EU-Kommission derzeit offensichtlich keinen Handlungsbedarf, "und das obwohl eindeutig wettbewerbshemmende Maßnahmen (entgegen der Fusionsbedingungen, Anm.) ergriffen werden", kritisiert Katzbauer abschließend und fordert den deutschen Marktführer auf, die EU-Bedingungen endlich umzusetzen und spusu den Zugang zum deutschen Mobilfunkmarkt zu ermöglichen. Rückenwind bekommt der österreichische Qualitätsanbieter in seinem Vorhaben zudem von den zuständigen deutschen Wettbewerbsbehörden.
Die nachstehenden Tabellen verdeutlichen, wie sehr Deutschland bei den Mobilfunkpreisen im internationalen Vergleich wie ein Entwicklungsland aussieht.
Wie viel GB Datenvolumen bekommt man in der EU für 35 Euro?
Land Datenvolumen
Finnland unbegrenzt
Frankreich 50 GB
Dänemark 40 GB
Estland 30 GB
Niederlande 24 GB
Schweden 23 GB
Polen 20 GB
Litauen 20 GB
Vereintes Königreich 20 GB
Slowenien 20 GB
Luxemburg 15 GB
Österreich 13 GB
Lettland 13 GB
Kroatien 10 GB
Irland 10 GB
Italien 8 GB
Spanien 7 GB
Rumänien 6 GB
Belgien 5 GB
Deutschland 4 GB
Zypern 3 GB
Portugal 3 GB
Slowakei 2 GB
Ungarn 1 GB
Wie viel kostet der günstigste EU-Smartphone Tarif mit mindestens 20 GB 4G LTE?
Land Kosten
Polen 13,80 EUR
Dänemark 15,41 EUR
Frankreich 19,99 EUR
Estland 19,99 EUR
Finnland 24,90 EUR
Schweden 27,39 EUR
Litauen 28,40 EUR
Vereintes Königreich 30,48 EUR
Niederlande 32,00 EUR
Slowenien 34,95 EUR
Italien 40,00 EUR
Irland 40,50 EUR
Luxemburg 44,00 EUR
Österreich 54,90 EUR
Portugal 59,99 EUR
Slowakei 68,00 EUR
Griechenland 81,80 EUR
Deutschland 92,49 EUR
Zypern 126,99 EUR
Quelle: Presseportal / spusu.at
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